Man denkt ja, sowas passiert nur einmal…
Am Vortag hatte ich zwei wunderbare ältere Damen, Gerlind und Helga, mit ihrer lieben Hündin Aysha kennengelernt.
Ich kann ja an keinem Hund vorbeigehen, an einem so süßen Grauschnäutzchen schon gar nicht. Helga und Gerlind geht es ähnlich. So kam es schnell, daß meine Hand Ayshas Öhrchen kraulte und im Gegenzug zwei österreichische Hände Finley streichelten.
Und was machen nette Hundehalter dann? Sie plaudern über ihre Hunde, das Wetter, Kroatien und wenn man sich sympathisch ist, über das Leben und das Gespräch gewinnt an Tiefe. Ein Genuß, wenn Begegnungen sich so entwickeln.
Gerlind erwähnte den Skulpturenpark zwischen Funtana und Vrsar. Heute war es zu spät dafür, die Zeit war während unserer Plauderei verflogen und die Nachmittagssonne schon tiefgolden. Aber vielleicht morgen…
Am nächsten Tag ein gemütliches Frühstück. Nie allein. Wenn nicht die Campingplatzkatzen uns umkreisen, dann leistet uns wenigsten Stammgast Möwe Gesellschaft.
Ich könnte noch stundenlang zusehen wie Möwe mutig und hungrig immer näher kommt. Aber wir haben ja ein anderes Ziel heute.
Also auf geht’s. Welch Zufall, da sind ja wieder die beiden Damen mit Aysha. „Heute kein langes Gespräch, Ihr Lieben, wir wollen zum Skulpturenpark und der Weg ist noch weit.“ Kurzes Winken und weiter ging’s am Strand entlang.
Der Weg führt einmal ganz um Vrsar herum und aus der Stadt heraus noch ein ganzes Stück Richtung Funtana. Unterwegs kommen wir am Friedhof vorbei. Prima, da gibt’s Wasser für den alten Hund.
Der Skulpturenpark ist frei zugänglich und hat eine meditative ruhige Stimmung. Wir waren die einzigen Besucher. Ausgestellt sind Werke des Bildhauers Dusan Dzamonja aus 3 Jahrzehnten seit den 60er Jahren.
Die Metallskulpturen sehen von weitem schwer und voluminös aus. Erst wenn man näher tritt, erkennt man ihre Leichtigkeit und den Himmel, der überall durch das Maschengeflecht durchscheint.
Die Skulpturen lösen eine Vielzahl von Gefühlen, Gedankenanstößen, beim Betrachter aus, so wie Kunst es eben tut, wenn man sich ihr öffnet. Eine weiße Marmorskulptur aus einzelnen Elementen. Je nach Standpunkt erscheinen alle Elemente eine innig verbundene Gruppierung zu sein oder einzelne Elemente klar abgetrennt.
Finley liegt auf der Wiese, ich gebe mich meinen Betrachtungen und Assoziationen hin. Es wird plötzlich kalt, die Sonne geht unter. Hups, es ist ja schon richtig spät geworden und der Rückweg ist noch weit. Da haben wir uns etwas vertrödelt. Komm mein alter Hund, ich zieh noch schnell meinen dicken Pulli an und dann müssen wir flott gehen.
Da kommt ein kleines Auto die Auffahrt hoch. Lichthupe. Ja, ich steh im Weg, ich weiß. Hund, Pulli, Tasche, Leine, ich mach schon Platz…
Das Auto hält. Und wer steigt aus? Helga und Gerlind!
Ich bin ganz perplex. Sie holen uns ab, damit wir nicht den ganzen Weg zurücklaufen müssen. Sie haben sich schon ganz genau überlegt, wie sie uns alle in das kleine Autochen bekommen. Aysha geht vorne zu Helga auf den Schoß. Und Finley und ich auf die Rückbank.
Ich bin sehr gerührt von der Idee und der Mühe, die die beiden sich für uns machen. Sie fahren uns noch zum Supermarkt, weil mir Brot, Milch und Hundefutter ausgegangen sind und anschließend bis zum Campingplatz.
Vielen, vielen Dank.
Wer hätte gedacht, daß sich die Geschichte der 2 hilfreichen Engel leicht abgewandelt wiederholt? Daß sowas zweimal auf unserer Reise passiert, erstaunt mich sehr und vertieft mein Vertrauen.