Ein Durchgangsort mit See
Von der Charente geht’s weiter auf dem kürzesten Weg quer durch Frankreich.
Ganz bewußt fahre ich Route National. Nicht um die Autobahngebühren zu sparen, sondern um das Land, seine Dörfer und Städte zu erfahren und noch einmal den Luxus zu spüren, Zeit und Muße zu haben und nicht über die Autobahn heimrasen zu müssen.
Gefühlt sind auf der Route National nur Lkw und Wohnmobile unterwegs.
Unendlich viele Lkw quälen sich mitten durch die kleinen Städte.
So auch in Neuvy sur Barangeon, wo wir am Abend auf einem kleinen Camping Municipal am See Halt machen.
Keiner da. Wir sind der einzige Gast. Ein Schild besagt, ich soll einfach die Schranke öffnen und mir einen Stellplatz suchen. Morgen früh käme jemand zum Kassieren der Stellplatzgebühr vorbei.
Na, da nehme ich doch mal gleich den besten Platz in erster Reihe direkt am See.
Ich kenne da wohl zwei Tiere, die genau wie ich direkten Seeblick mögen.
Ich finde es super, daß es diese kleinen unkomplizierten Campingplätze der Gemeinden in Frankreich noch gibt. Ganz ruhig am Stadtrand mit schönem Spazierweg durch den Wald.
Echt ein toller kleiner Platz.
Auch für Missy, die natürlich begeistert ist, daß außer uns niemand da ist.
Boah, diese Katze kommt gar nicht mehr zurück. Frösche müssen ungeheuer spannend sein.
Wir sind alle 3 sehr angetan von dem idyllischen, naturnahen Platz.
Ich war übrigens bereit noch einen finanziellen Beitrag zur Stärkung der örtlichen Gastronomie beizutragen. Französisches Restaurant, Pizzeria, Brasserie – was auch immer. Aber der abendliche Gang durchs Städtchen ist ernüchternd. Hier ist alles verrammelt und verschlossen. Die Geschäfte und Cafés scheinen nicht erst seit kurzem leerzustehen. Überall dicke Staubschichten im Inneren.
So kann also eine französische Kleinstadt an der Durchgangsstraße aussehen mitten im Nirgendwo. Auch in der Umgebung ist nichts los. Der Ort liegt in einem weitläufigen Waldgebiet. Hier ist echt totale Provinz. Hinterland.
Unser Platz am See ist für uns mit Abstand das Schönste an Neuvy sur Barangeon. Wie geschaffen für uns.
Lange, lange sitzen wir 3 abends vor Balthasar. Umschwirrt von 1000 Mücken.
Am nächsten Morgen werden wir geweckt vom Klopfen des Gemeindemitarbeiters. 7 € inkl. allem – Balthasar, Mensch,Tiere, Strom, Dusche, Ver- und Entsorgung. Ein Superpreis.
Auch am Morgen ist nicht viel mehr los in Neuvy sur Barangeon als am Abend. Immerhin gibt es Brot und einen Marktstand.
Im Vorübergehen sehe ich die Polizei an einem Wohnmobil am Stadtgraben stehen. Hups, da gibt’s wohl eine Verwarnung wegen Freistehen. Da muß man immer mal mit rechnen. In Frankreich sind echt viele Womos unterwegs, die freistehen. Das ist nicht überall gern gesehen.
Es ist so schwülwarm, daß wir noch fast den ganzen Tag am See bleiben. Ein ganz gemütlicher, wunderbar langweiliger Tag. Erst abends fahren wir ein paar Stunden weiter bis Esternay.
Ach ja, die Wunde am Auge heilt sehr gut. Die übrigen Wunden auch. Ich sag nur: Wasser aus Banneux.
Liebe Eva, ich freue mich sehr wieder von dir zu lesen und dass dein Auge sich gut macht. Gottseidank!
Weiterhin gute und problemfreie Fahrt wünscht dir
Gabriele