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Das Wasser läuft II

Kaum aus Kroatien zurück, entdeckte ich eine Wasserlache unter Balthasar. Ohje, es war in der Nacht doch kälter gewesen als erwartet und der Frostschalter hatte sich brav geöffnet, und das Trinkwasser abgelassen, um Frostschäden zu vermeiden. Zum Glück war ja kaum noch Wasser im Tank. Hoffentlich dachte niemand, ich hätte illegal Abwasser abgelassen. Abwasser hatte ich schon vorher komplett geleert.

Na gut, dann nutzte ich die Gelegenheit und reinigte den Wassertank, öffnete alle Hähne und entfernte auch den Stopfen aus dem Wassertank und legte ihn gut weg.

Und damit war Balthasar wassertechnisch winterfest und ich vergaß das Ganze.

Bis ich losfahren wollte.

Die letzte Tat vor der Abreise: Trinkwassertank füllen.

Ich hatte mich nicht getraut,das vorher zu machen, weil ich den Nachttemperaturen nicht mehr traute. Nicht, daß Balthasar wieder sein Wasser nicht halten kann. Und dann der komplette Wassertank ausläuft…

Kalli, ein lieber Kollege half mir mit seinem Gartenschlauch aus. Ich bugsierte den startklaren voll beladenen Balthasar mit dem Heck in die Nähe des Schlauches und dann konnte es losgehen. Ich mußte nur rausfinden, wie die richtige Position des Frostschalters ist. Das hatte ich nämlich schon wieder vergessen. Aber mit Versuch und Irrtum würde das schon klappen.

Also Schalter längsgedreht und Wasser marsch. Der Kollege hielt den Schlauch und ich lief schnell ums Womo, denn wo das Wasser rausläuft, wenn der Frostschalter offen ist, weiß ich ja seit Frankfurt/Oder ganz genau. Supi, da tropft nichts. Hat offenbar auf Anhieb geklappt.

Oh nein, das Wasser läuft raus. Aber ganz woanders. Ist das bei Balthasar anders als es bei Antonella war?

Es läuft direkt unterm Wassertank raus und nicht auf der anderen Seite.

Okay, wieder ins Auto unters Bett gekrabbelt – so ein Schalter muß offenbar an der am wenigsten zugänglichen Stelle untergebracht werden – und Frostschalter in die andere Position gedrückt. „Und jetzt, Kalli, hört es auf, rauszulaufen?“ „Nein, unverändert“, antwortete mein Kollege. „Und jetzt?“ „Wasser läuft raus“ „Und jetzt?“ „Läuft raus…“ Mist verdammter. Ist der Frostschutzschalter kaputt? Oder die Leitungen? Oder der Tank?

Mist, Mist, Mist… Ich wollte doch jetzt losfahren. Nur Wasser auffüllen, Missy holen und los…

Nachdem ich einen Blick in den Wassertank geworfen hatte, wurde mir klar, was der Grund ist. Der Wassertankstopfen fehlte.

Und plötzlich fiel mir siedend heiß ein, daß ich den Stopfen vor Kurzem in der Hand gehabt hatte, aber nicht mehr wußte, was das für ein weißer Plastikpin war. Wann war das und was habe ich damit getan? Ohje, das war doch nicht, als ich meine Umhängetasche entrümpelt und einiges in den Müll und gelben Sack geworfen habe, der jetzt bei mir vorm Haus auf die Abholung wartet? Ohjemijemijemine… „Kalli, ich muß sofort zurück nachhause, ich befürchte, ich hab den Stopfen vom Wassertank weggeworfen.“ Kalli war zunächst verblüfft und lachte dann herzlich. Er würde warten, bis ich wiederkomme. Danke.

Panisch fuhr ich nachhause und hab sowohl die Tüte Restabfall als auch den gelben Sack untersucht.  Ganz schön eklig. Alles türmte sich anschließend in Spüle und Mülleimer, alles auseinandergenommen und sortiert, aber kein kleiner weißer Plastikpin zu finden.

Manno, warum gerade jetzt? Warum kann ich mich nicht erinnern? Vielleicht hab ich ihn zurück in die Tasche getan oder in eine Schublade. Wildes Gesuche. Ausgekippte Schubladen… Mist, nirgendwo zu finden. Ich weiß doch, daß ich ihn in der Hand hatte und dachte, was ist das. Und dann? Was hab ich dann getan? Denk nach Eva. Versuch dich zu erinnern. Kein Chance. Es fiel mir nicht ein. Also Schubladen und Tasche frustriert wieder eingeräumt, gelber Sack und Müll wieder rausgebracht. Und die Zeit der geplanten Abreise verstrich…

Anderer Ansatz. Nicht, wo hab ich ihn zuletzt gesehen und was hab ich damit getan, sondern wo hätte ich ihn hingelegt, sicher verstaut als ich vor einigen Wochen den Tank saubergemacht habe.

In Balthasar.

Also muß ich Balthasar gründlich untersuchen. Zuerst das Körbchen, wo ich die wichtigen Sachen hineinlege. Oh. Hups. Da liegt der Stopfen ja. Genau da, wo er liegen sollte. Und genau da hatte ich ihn gestern beim Einräumen von Balthasar in der Hand und fragte mich, was das ist. Dann hab ihn wieder zurückgelegt in das Körbchen, weil ich mir dachte, es hat schon seinen Grund, warum der da liegt.

Ich hatte nichts falsch gemacht. Nichts weggeworfen. Alles gut. Ich erinnere mich, daß das ein altes Muster ist, anzunehmen, ich hätte einen Fehler gemacht und panisch zu suchen, anstatt darauf zu vertrauen, daß ich gewissenhaft und richtig gehandelt habe. Danke, daß mir nochmal so drastisch vor Augen geführt wird, daß ich auf mich und meine vorausschauende Sorgfalt vertrauen darf. Wenn das jetzt auch ein denkbar ungünstiger Moment dafür war.

Mein Kollege hat ganz schön gegrinst, als ich ihm die Suchaktion schilderte und meine Panik, ich hätte den Stopfen weggeworfen, während dieser die ganze Zeit brav an seinem vorgesehenen Platz wartete. 😂

Dann ging alles flott: Stopfen in Wassertank gedrückt, Wasser eingefüllt – nix läuft mehr raus – danke Kalli. Missy geholt und ab geht’s.

Wir sind wieder unterwegs.

Auf Reisen.