Dem Meer lauschen in Vrsar

Ruhige, friedliche, sonnige Tage.

Wir sind jetzt seit mehr als einer Woche in Vrsar und bleiben sicher noch einige Zeit.

Die Tage verlaufen ruhig und gleichförmig. Wir sitzen in der Sonne am Meer und sind einfach nur jetzt und hier. Den ganzen Tag und die ganze Nacht Meeresrauschen. Das wirkt sich überaus positiv auf unser aller Gemüt aus. Balthasar steht ja nur wenige Meter vom Meer entfernt. Vom Bett aus habe ich einen fantastischen Blick.

Am Nachmittag oder nach Sonnenuntergang machen wir uns meist auf den Weg ins Städtchen.

So schön die Sonnenuntergänge sind, jeden Tag ein bißchen anders, so früh sind sie leider auch. Aktuell schon gegen 16.30 Uhr und ab ca. 17 Uhr ist es dunkel.

Während ich tagsüber in Rock und Top in der Sonne sitze, wird am Abend die dicke Winterjacke gebraucht. Ich hab mir sogar einen Kuschelschal gekauft. Das ist schon ein krasser Gegensatz. Und bereits am frühen Abend muß ich im Wohnmobil gut heizen. Zum Glück funktioniert meine Gasflaschenwunderflasche noch immer wie ne 1.

Wenn ich nachts aufwache, gehe ich oft nochmal runter zum Strand. Finley versteckt sich dann schon immer und hofft, daß ich ihn übersehe und er nicht mit muß. Der alte Hund hat keinen Bock nachts auf Rumsitzen am Meer. Ich wohl. Missy auch.

Am Horizont sieht man dann aufgereiht die Lichter der Fischerboote. Gestern abend haben wir uns eine Weile im Hafen rumgetrieben und die Fischer bei der  abendlichen Arbeitsvorbereitung beobachtet. Gibt es eigentlich keine weiblichen Fischerinnen? fragt die Gleichstellungsbeauftragte in mir. Ich hab heute abend mal einen der Männer gefragt. Er sagte, seines Wissens nach gibt es eine Kapitänin in Kroatien.

Ich glaube, uns tut es allen dreien gut, mal wieder länger an einem Ort zu sein und uns mit einer Umgebung vertraut zu machen. Ich sehe, wie Finley sich auf den bekannten Gassigang ins Städtchen freut und darauf, seine Duftmarken zu kontrollieren. Ich kann viel mehr spüren und energetisch wahrnehmen, wenn ich alles an einem Ort schon mal angeschaut habe. Bei fremden Orten dominiert das Sehen bei mir sehr stark. Es braucht einige Tage an einem Ort, bis dieser Sinn zurücktritt und Raum zum Spüren entsteht.

Und Missy? Die schafft sich jeden Abend ihren ganz eigenen Nervenkitzel. Wenn wir vom Gassigang zurückkommen, öffne ich mangels Funkschlüssel zunächst die Fahrertür und löse am Armaturenbrett die Zentralverriegelung. Erst dann kann ich die Schiebetür öffnen. Den Moment, wenn die Fahrertür offen ist, nutzt Missy, um hinauszuhüpfen. Ich schließe die Tür wieder und gehe um Balthasar herum zur Schiebetür. Das ist dann offenbar der kleine Moment von Missys selbstinszeniertem täglichen Adrenalinkick. Wenn die eine Tür bereits zu und die andere noch nicht geöffnet ist und es für Sekunden keinen Zugang zum sicheren Rückzugsort gibt. Dann hockt sie vorm Womo in höchster Anspannung und Körper und Gesichtsausdruck signalisieren „Huijuijui, ist das aufregend.“ Die Schwanzspitze zuckt aufgeregt hin und her „Huijuijui, ich halte es gleich nicht mehr aus.“ Die Schiebetür geht auf und mit wehendem Hängebäuchlein sprintet sie zurück ins Womo. Nur um ca. eine Minute später hocherhobenen Kopfes und Schwanzes wieder herauszuscharwenzeln und sich zu putzen mit dem Gesichtsausdruck „War was? War doch alles easy!“

 

 

 

 

 

 

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