Unangenehme Überraschungen

Plötzlicher Aufbruch, heftiger Wind und ein offenes Fenster.

Sonntagmorgens gemütlich dösend. Die Katze schnurrt, der Hund schnarcht leise. Heimelige Balthasaridylle.

Hmmm, draußen auf dem Parkplatz klingt es aber ungewöhnlich unruhig. Verträumt und schlaftrunken schiebe ich das Rollo hoch.

Oh mein Gott!

Was ist das?

Wo kommen all die Autos und Menschen her. Was ist da los?

Ohje, wir stehen mitten auf einer Rennstrecke.

Läufer, Zuschauer, Lautsprecherdurchsagen.

Nix wie weg.

Innerhalb weniger Minuten sind wir abfahrbereit.

Nach der morgendlichen Überraschung suche ich uns erstmal einen ruhigen Frühstücksplatz mit Aussicht.

Eine Bucht auf der anderen Seite von Puerto de Mazarron Richtung Cartagena.

Der Wind ist hier stärker. Einige Surfer in Aktion. Das Thema Wind wird mich heute noch verfolgen…

Aber noch denke ich bei dem Wind nur an fliegende Haare, Windsurfer und den wasserscheuen Finley, der versucht, den Wellen zu entkommen.

Wir vertrödeln uns bis nach Mittag.

Hier wäre auch ein cooler Freistehplatz. Aber ich wollte ja weiter und wo ich jetzt schon mal reisefertig bin…

Also auf die – mautfreie – Autovia entlang der Küste Richtung Almeria.

Da beginnen sie, die berüchtigten Plastikbahnenfelder. Ein entsetzliche Anblick. Soweit der Blick reicht, ist die Landschaft von unzähligen weißen Plastikbahnen bedeckt. Kein Fitzelchen Erde mehr zu sehen. Alles unter Plastik verpackt. Ich weiß nicht wie groß die Fläche insgesamt ist, aber ich fahre und fahre und fahre und sehe nur Plastik. Bis weit hinauf in die Berghänge.  Kostengünstiger ganzjähriger Gemüseanbau für uns Konsumenten. Aber zu welchem Preis für die Natur?

Es herrscht unglaublicher Wind heute. Balthasar wird entsetzlich durchgeschüttelt. Immer wieder starke unberechenbare Windböen.

Plötzlich ein lauter Knall. Danach ein Pfeifen und Zischen von oben. Dann Klappern. Oh Mist, das Dachfenster ist aufgegangen. Mitten auf der Autobahn. Ich kann doch jetzt nicht anhalten! Aber ich hab auch Angst, daß der Wind mir das Fenster abreißt. Also rechts ran. Schließen und weiter.

Kaum 2 Kilometer gefahren, pfeift und zischt es wieder und Sekunden später geht es wieder auf. Oh Mann! Wieder rechts ran. Wieder schließen. Ich merke schon, da ist was kaputt. Die Kurbel dreht durch. Verdammt! Ich versuche es hinzugekommen, aber nach wenigen Minuten hat der Wind es wieder losgerüttelt. Es ist aber auch ein mistiger Mistwind heute!

Jede Ausfahrt muß ich raus, um das Fenster wieder zu fixieren. Verdammt, verdammt, verdammt, es hält einfach nicht.

Ich muß mal raus aus dem Wagen. Ich bin irgendwo zwischen Wut, Weinen und Hilflosigkeit.

Die Landschaft ist wunderschön. Beeindruckende Bergwelt.

Ich versuche, die Arrettierung festzukleben. Erst beim dritten oder vierten Versuch hält es einigermaßen. Aber wie lange?

Ich fahre nur noch 60 – 80 km/h. Ständig lausche ich nach oben. Jede Windböe macht mir Angst. Ich bin total verkrampft. Eine wahnsinnig anstrengende Fahrt.

Ich kann nicht mehr. Im nächsten Ort bleibe ich.

Motril.

Gibt’s da einen Campingplatz? Ich möchte duschen, warm und ausgiebig. Muß Ver- und Entsorgen nach den Freistehtagen in Bolnuevo.

Ok, es gibt einen in Puerto de Motril. Gewährt auch Acsi-Rabatt. Na denn, nix wie hin. Für heute reicht es mir.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Gedanke zu „Unangenehme Überraschungen“

  1. Liebe Eva, ich freue mich sehr, dass ich nun deinen aktuellen Reisebericht verfolgen kann. Ich hoffe, du und dein Balthasar seid wieder guter Dinge.
    Herzlichen Gruß von der virenverseuchten
    Gabriele
    P.S. Von deinem ersten Reisetagebuch von 2017 und den gelungenen Fotos bin ich ganz begeistert.

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