Windige Wanderung.
Obwohl wir relativ windgeschützt stehen auf dem kleinen Parkplatz im Dörfchen, hat es Balthasar mächtig durchgeschüttelt heute Nacht. Morgens ist schönster Sonnenschein, aber immer noch sehr starker Wind.
Ich hab mich erkundigt, wir könnten auch mit Fahrzeug ins Naturschutzgebiet fahren. Die Schranke öffnet und schließt außerhalb der Saison auch ohne Eintrittsgeld. Aber wir werden sowieso den ganzen Tag hier sein und heute Nacht noch in Premantura stehen, dann können wir auch wandern. Wegen des heftigen Windes sind fast die gesamte kroatische Küstenstraße und Teile der Autobahn nur für Pkw befahrbar. Außerdem ist der Verkehr nach Krk nur eingeschränkt möglich und eine komplette Sperrung der Brücke zu erwarten. Die Weiterfahrt nach Krk kommt daher heute sowieso nicht in Frage.
Es gibt eine super Internetseite www.hak.hr, wo alle Infos zur Verkehrssituation in Kroatien jederzeit aktuell – auch auf deutsch – veröffentlicht werden.
Das Kap ist ca. 6 km lang bis zur südlichsten Spitze. Mit dem Weg durchs Dorf, hin und zurück und ein bißchen kreuz und quer kommen wir vermutlich auf ca. 15 km. Das schafft auch der alte Finley, wenn wir uns den ganzen Tag Zeit lassen.
Es gibt wunderschöne Buchten.
Im Sommer ist das nicht so unberührt wie jetzt. Ich hab Fotos gesehen. Dann wimmelt es hier von Badegästen, Schlauchbooten, Mountainbikern, Surfern, Tauchern, sogar Klippenspringern. Ich will mir das Treiben in der Hochsaison gar nicht vorstellen. Das wäre mir zu viel Gewusel. Und wenn überall parkende Autos stehen. Heute sind wir ganz allein hier unterwegs und der weite Blick ist unverstellt.
Natürlich kann man jetzt nicht schwimmen oder sonnenbaden. Aber das vermisse ich auch nicht. Für Naturliebhaber ist eine Wanderung auf dem Kap außerhalb der Saison genau richtig. Die Flora ist vielfältig, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so erscheint. Über 500 verschiedene mediterrane Pflanzen, sagt die Infotafel. Und über 30 Orchideenarten. Mir fällt vor allem der Salbei auf, den ich als Heil- und Räucherpflanze sehr schätze.
Es herrscht weiterhin ein ungeheuer starker Wind. Finleys Ohren fliegen.
Wegen des Kopfschiefstands seit dem Schlaganfall kann er das nicht gut ausgleichen. Ich sehe, es ist ihm unangenehm und befürchte, er könnte sich eine Ohrentzündung holen. Sowas können wir auf der Reise nicht gebrauchen. Deswegen suche ich möglichst Wege, wo er dem Wind nicht ganz so stark ausgesetzt ist. Wir verzichten also auf den Weg direkt am Meer, den Abstieg zur ein oder anderen Bucht und auch auf den Dinosaurierpfad, wo man neben Dinofiguren und Schautafeln auch echte Dinospuren sehen könnte.
Aber auch so ist die Wanderung fantastisch und sehr abwechslungsreich. Freie Landschaft, bewirtschaftete Felder, Pinienwälder, mächtige Einzelbäume.
Immer wieder auch wunderbare Ausblicke aufs Meer. Teilweise ist die zerklüftete Halbinsel nur wenige hundert Meter breit.
An der Südspitze wartet die Safaribar darauf, zur nächsten Saison wieder geöffnet zu werden. Soll ein uriger, beliebter Treffpunkt sein.
Wenn die Sonne golden wird, erscheint die Landschaft warm rotbraun.
Wunderbare Weite.
Das Kap ist sicher auch ein guter Ort um den Sonnenuntergang an einer der einsamen Buchten am Meer zu erwarten, aber unser Rückweg ist noch lang.
Völlig durchgepustet und k.o. kommen wir in Premantura wieder an. Und kaum ist es dunkel, ist es auch kalt. Wie gut, daß das einzige außerhalb der Saison geöffnete Café dem Hund frisches Wasser und mir eine heiße Schokolade serviert. Das ist kein Kakao, sondern echte heiße Schokolade, in der der Löffel fast steht. Für mich als Schokofreak genau richtig.
Wir verfolgen deine Berichte mit großem Interesse und sind gespannt wohin die Reise geht. Alles Gute und weiterhin viel Spaß wünschen Gaby und Hans.