Ein atemberaubend schöner Weg und eine verpaßte Brücke.
Wir zuckeln gemütlich in Balthasar über die Dörfer. Ich verlasse mich mal nicht auf den Straßenatlas, sondern aufs Navi.
Sehr schöne Strecke. Manchmal schlechter Straßenzustand. Missy protestiert. Sie mag das Ruckeln nicht.
Ich habe so eine grobe Idee, wie die Strecke verlaufen müßte. Entweder über Labin auf der Küstenstraße oder über die Autobahn. Hmmm, das Navi scheint noch eine andere Strecke zu kennen. Es führt mich über schmale kurvenreiche Landstraßen von Dorf zu Dorf.
Ich bin frohgemut. Doch nach ca. 1 1/2 Stunde werde ich nachdenklich. Es geht langsam höher und in der Ferne sehe ich einen schneebedeckten Berg. Den hatte ich hier nicht vermutet. Die süße lispelnde Stimme meines Navis, die gelegentlich rechts und links verwechselt, wird mich doch nicht dort hinüber führen wollen? Sicher, die Strecke ist ganz schön und man sieht was von Land und Leuten, aber irgendwas stimmt hier nicht.
Wir kommen ja kaum vorwärts. Sind noch keine 50 km gefahren und schon fast 2 Stunden unterwegs. Wenn das so weitergeht, wird es dunkel, bevor ich in Krk ankomme. Also, ich muß doch mal anhalten und im guten alten Straßenatlas schauen, was los ist. Aha, wir fahren quasi parallel zur Autobahn. Schon in die richtige Richtung, aber da sind tatsächlich Berge vor uns. Und mein Navimädel will mich offensichtlich da auf Serpentinen hinüber leiten. Wie kommt sie nur darauf, daß das eine gute Idee ist?
Oh, hups, stimmt, als ich vor einem Monat nach Kroatien kam, hatte ich eingegeben, keine Autobahn und keine Maut, weil ich da ja nur ein kurzes Stück bis Funtana fuhr und die kleine Straße am Meer entlang fahren wollte.
Muß ich dem lispelnden Navimädel zugestehen, sie macht alles richtig meinen Einstellungen entsprechend. Schnell zwei Häkchen gesetzt und die Gute leitet mich schnurstracks auf die Autobahn.
Auf der weiteren Fahrt zeigt sich, was für eine gute Entscheidung das ist. Die Autobahn, die meistens den Charakter einer normalen Bundesstraße mit Gegenverkehr hat, führt weit oben an den Bergen über Viadukte über die Täler und bietet fantastische Ausblicke auf die darunter liegende Landschaft. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte ohne diese Viadukte dort unten über Berg und Tal auf der Landstraße fahren müssen – da wäre ich tatsächlich nie angekommen.
So bin ich dankbar für eine prächtige Panoramafahrt. Dafür zahle ich gerne die Maut. Die gar nicht teuer ist, ca. 7 Euro. Ich bin völlig begeistert von der Aussicht.
Und dann der traumhaft schöne Weg hinunter nach Rijeka. Plötzlich öffnet sich der Blick auf die große weiße Stadt mit ihren Hochhäusern und die meeresblaue Bucht. Das ist schon toll.
Aber ich muß mich mächtig aufs Fahren konzentrieren. Starke Fallwinde zwingen mich immer wieder zum Gegenlenken. Aber die machen das super in Kroatien. An allen in Frage kommenden Stellen befinden sich elektronische Leuchttafeln über der Fahrbahn, die vor dem Wind warnen, und aktuelle Temperatur, Windgeschwindigkeit und -richtung anzeigen. Außerdem gibt es immer einen Windsack, wo man den Wind ablesen kann.
Tja, dann gilt es ja nur noch die Brücke nach Krk zu bewältigen. Meine Erwartung an ein gefährliches, riesiges, monströses architektonisches Meisterwerk sind groß. Schließlich hat die Öffnung und (Teil-)Schließung der Brücke mich jetzt schon einige Tage beschäftigt.
Werde ich Balthasar hinüber lenken können? Werde ich die unermesslich wilden Winde meistern? Wird mir die Brücke und die Herausforderung unfaßbar groß und lang erscheinen?
Ich stelle all diese Fragen dem netten älteren Herrn am Mauthäuschen. Er schaut mich ungläubig und verständnislos an. An seinem Englisch liegt es nicht. Das versteht er gut. Aber irgendwas am Inhalt meiner Fragen versetzt ihn in Erstaunen. Ja, ja sagt er nur.
Ich fahre weiter. Bald kommt sie die große Brücke. Ich bin angespannt und hoch konzentriert. Bereit, mein Bestes zu geben. Meinen ganzen Mut und meine ganzen Fahrkünste aufzuwenden, um Balthasar, die Tiere und mich sicher ans rettende Ufer der Insel zu bringen. Tschakka!
Hmmmmm…
Dauert irgendwie ganz schön lange bis zu der Brücke. Rechts geht’s nach Njivice. Liegt das nicht schon auf der Insel? Bis zur Stadt Krk nur noch 10 km. Mir dämmert etwas… Bin ich schon längst drüben? Alles klar, da sind schon die ersten Häuser der Stadt Krk. Ich hab die Brücke verpaßt. Ich hab gar nicht gemerkt, als ich darüber gefahren bin. Und ich befürchte, ich war schon rüber, als ich dem armen Mautmann meine Fragen stellte. Kein Wunder, daß der mich für völlig bescheuert gehalten hat.
Der Campingplatz oberhalb der Stadt Krk ist der einzige im Umkreis mehrerer hunderter Kilometer, der ganzjährig geöffnet hat. So sieht es hier aber nicht aus. Alles verschlossen. Nach einem Anruf kommt der Seniorchef, der sich noch schnell in Anzug und Krawatte wirft. Man kann nicht gerade sagen, daß er über mein Erscheinen erfreut ist. Schon seit 2 Wochen hatte er keinen Gast mehr und hat auch nicht mehr mit einem gerechnet in diesem Jahr. Tja, da muß er für mich Strom und Wasser noch mal anstellen.
Trotz allem läuft er mit ernster, dienstbeflissener Miene mit mir über seinen schönen Platz und stellt mir die besten Stellplätze vor. Ich verzichte nach seiner Beratung auf einen Platz weiter oben mit Blick auf die Stadt, sondern entscheide mich für einen windgeschützten sonnigen Platz an einer Mauer. Da ich die einzige Gästin bin, ist es sowieso überall ruhig genug für Missy.
Danach geleitet der Seniochef mich noch ins Waschhaus und stellt mir die Sanitäreinrichtungen vor. Lustigerweise nicht nur den Teil für Damen, sondern auch für Herren. Er ist sichtlich stolz auf die vor einigen Jahren sanierte Anlage und das Farbkonzept. Lila mit Lotusblüte für uns Damen, blau mit Kieselsteinen für die Herren. Die Ernsthaftigkeit, mit der er im Anzug durch die Waschräume stolziert, mich immer auffordert, ihm zu folgen und mich auf dieses oder jenes Detail aufmerksam macht, entspricht genau meinem Humor.
Einige Tage später wäre ich froh, wenn es in dem schönen neuen Waschhaus eine Heizung gäbe und das warme Wasser länger als 10 Sekunden läuft. Naja, Wintercamping ist auch im Süden nichts für Pimpelliesen.
Nachdem ich Balthasar platzfertig gemacht habe und Missy ihre erste Erkundungstour über den Campingplatz abgeschlossen hat,
geht’s noch für einen Abendgassigang hinunter ins Städtchen.
Hier wird es mir gefallen.
Wunderschön. Noch vieele schöne Urlaubstage wünsche ich euch Drei. Freue mich immer von euch zu lesen. So erlebe ich auch wie Krk ist, ich war noch nie dort. Ich freue mich auch sehr dass es Finley gut geht.
Wir haben heute Schnee bekommen zwar nur 6 cm aber es war ganz schön kalt als ich mit den beiden Hundchen spazieren gegangen bin.
Wunderschöne Zeit u ganz liiieebe Grüsse Anita