Hundeleben in Costa de Lavos

Finley, Buck, Pedro und die anderen

Costa de Lavos ist voller Hunde. Ich hab noch nie eine Kleinstadt mit so vielen Hunden gesehen.

Irgendwo bellt immer einer und alle anderen stimmen ein.

Teilweise haben die Leute hier 10 und mehr Hunde je Haus. Gassigehen und Leine sind nicht sehr verbreitet. Manche Hunde kommen gar nicht vom Grundstück runter, anderen wird mal für eine halbe Stunde das Tor aufgemacht, damit sie sich lösen können.  Einige sind den ganzen Tag draußen unterwegs. Wieder andere gehören nirgendwo richtig hin oder leben komplett ohne Zuhause auf der Straße.

Wenn wir durchs Städtchen spazieren, hat Finley jede Menge Kontakte.

Egal welche Straße wir langgehen, uns verfolgt aufgeregtes Gebell.

In Gärten, hinter Zäunen, auf Balkonen und Dächern – überall kläffende Hunde.

Wachhunde.

Mit einem Wachhund kann ich ja nicht dienen.

Aber Vorsicht, ich habe eine Wachkatze 😂

Rund um Costa de Lavos ist Wald. Um der Mittagshitze zu entgehen eine gute Gassialternative, dachte ich. Frohgemut machen Finley und ich uns auf den Weg. Ohne Ziel und Orientierung folgen wir den kleinen Wegen und Trampelpfaden.

Tief im Wald schlägt uns aufgeregtes, durchaus aggressiv klingendes Hundegebell entgegen. Es klingt nach einem Rudel von 5 bis 7 Hunden. Verwilderte Hunde. Damit war ich bis jetzt noch nie konfrontiert. Ich vermute, daß das Bellen uns vertreiben soll und sie eher scheu als aggressiv sind. Aber ich kann das nicht sicher einschätzen. Um mich mache ich mir keine Sorgen, aber Finley ist alt und angeleint. Ich bin für ihn verantwortlich und ich habe keine Erfahrung mit verwilderten Hunden. Wir drehen sicherheitshalber um.

Zu den vielen Hunden der Stadt kommen natürlich noch die der Camper dazu. Kaum ein Wohnmobil ohne Hund. Viele reisen ja genau wie ich gerade wegen der Tiere mit Wohnmobil. Deswegen gibt es überproportional viele Hunde auf Stellplätzen. Und ganz selten auch eine Womokatze. Nur drei haben wir bisher auf unserer Reise gesehen.

Viele Dorfhunde kommen täglich an unserem Stellplatz vorbei und lungern hier ein bißchen rum. Irgendwo findet sich hier immer was zu fressen. Und Wasser natürlich.

Einer meiner großen Lieblinge ist Buck. Wahrscheinlich heißt er anders. Hans hat ihn so genannt.

Einer der charmantesten. schlauesten, eigensinnigsten und eigenständigsten Hunde, die ich je kennengelernt habe.

Buck hat ein Zuhause. Oder besser gesagt einen rechtlichen Eigentümer. Ein Haus am Rande des Stellplatzes, wo bereits mehrere Hunde leben und ständig welche gegen das Tor springen. Aber meistens lassen die Hauseigentümer Buck nicht rein. Das Tor ist ständig zu. Und Buck hat eine Streunerseele. Er ist viel unterwegs und schläft wenn das Tor zu ist, vor dem Haus auf dem Gehweg.

Aber Buck ist auch ein ungeheuer treuer und anhänglicher Hund, trotz seines Freiheitsdranges. Er bindet sich freiwillig.  Allerdings nicht an seinen rechtlichen Eigentümer, sondern  an Hans und Brigitte.

Die meiste Zeit des Tages verbringt er vor ihrem Wohnmobil, folgt ihnen, wenn sie mit ihrer Hündin Maja zum Strand gehen.

Übrigens geht er auch ganz selbstverständlich mit, als wir an meinem Geburtstag ins Restaurant gehen. Unsere eigenen Hunde bleiben im Womo. Hunde sind hier im Restaurant nicht erlaubt. Buck läuft voraus und wartet schon vor der Restauranttür auf uns. Woher wußte er…? Ah ja, er war uns ja gefolgt, als wir am Vortag dort den Tisch reserviert hatten. Schlauer Buck, du mußt leider draußen bleiben.

Wie schlau und cool Buck ist, demonstrierte er im Laufe des Abends. Wir aßen, erzählten, lachten. Als plötzlich – just in dem Moment, als bei Hans und Brigitte nur noch die Knochen vom Kotelett auf dem Teller lagen – ein grauer zotteliger Hund ganz entspannt und mit großer Selbstverständlichkeit ins Restaurant spaziert, sich hinter Hans positioniert und mit sanfter Pfote bemerkbar macht. Natürlich ging Bucks Strategie auf. Die beiden hatten sowieso gerade überlegt, die Knochen für ihn einpacken zu lassen.

„Buck, Du darfst hier nicht rein, das gibt Ärger.“ Buck sieht das anders. Gelassen und selbstbewußt folgt er Hans und den Knochen nach draußen.

Als Hans wieder am Tisch Platz nimmt, sag ich noch: „In spätestens 10 Minuten ist der wieder hier.“ Und genauso war’s. Plötzlich stand Buck wieder da, um kurz mitzuteilen, daß er die Knochen bereits aufgefressen hat und um zu fragen, ob noch weitere Essensreste übrig sind. „Nein Buck. Nichts. Geh.“ Okay, Buck versteht und trollt sich von dannen. Alles in ruhigster Gelassenheit. Nichtsdestotrotz schließt der Kellner aber vorsichtshalber die Tür. Buck hat das Restaurant sicher nicht zum ersten Mal aufgesucht.

Und er verbringt auch nicht zum ersten Mal seine Tage mit Hans und Brigitte.

Bereits im letzten Jahr hat er sich den beiden angeschlossen und mehrere Monate bei und mit ihnen vorm Wohnmobil gelebt.

Die Wiedersehensfreude war riesig, als er in diesem Jahr „sein“ Wohnmobil und „seine“ Lieblingsmenschen wiedererkannte. Sofort nahm er seinen altbewährten Standort wieder ein.

Aber in diesem Jahr brachte er noch jemanden mit. Ein kleiner Streuner, der komplett allein auf der Straße lebte, hatte sich ihm angeschlossen und Buck sorgte rührend für ihn. Pedro hat Hans den Kleinen getauft. Oder liebevoll „Füchschen“ wegen seines roten Fells.

Pedro hat alles richtig gemacht, als er sich den schlauen, erfahrenen, fürsorglichen Buck als Schutz und Lehrmeister ausgesucht hat.

Und am Ende hat Pedro das ganz große Los gezogen.

Der kleine Pedro hat sich in den letzten Wochen in zwei Herzen geschlichen. Hans und Brigitte haben ihn adoptiert. Er fährt mit nach Deutschland.

Stolz zeigen sie mir seinen Heimtierausweis. Jetzt muß er sich nur noch an Geschirr und Leine gewöhnen.

Wie wunderbar, ein Straßenhund weniger. Ein richtiges, liebevolles Zuhause für immer gefunden! Ich freu mich sehr für den kleinen Pedro.

Maja hat ihn als Zweithund akzeptiert, läßt ihn im Womo schlafen, kuschelt sich an ihn. Als Pedro vor der Abreise noch für einen Tag wegen einer Behandlung gegen Herzwürmer in Figueira da Foz in die Klinik muß, leiden nicht nur Hans und Brigitte, sondern auch die kleine Maja sucht Pedro.

Buck wird seine Leute, sein Womo und seinen Schützling Pedro vermissen. Aber er gehört hierher nach Costa de Lavos. Es ist sein Revier. Buck kommt zurecht.

Und nächstes Jahr, wenn nichts dazwischen kommt, sind die 4 ja wieder da, lieber wunderbarer Buck.

 

Ein Gedanke zu „Hundeleben in Costa de Lavos“

  1. Ganz liebe Grüße und alles alles Gute zum Geburtstag! Ich lese gerne deine Berichte und verfolge die Tour! Weiterhin tolle Erlebnisse. Liebe Grüße Birgit und Benji aus dem Allgäu. Momentan sind wir am Garda am Gardasee.

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