Herzliche Nachbarschaft und ein glücklicher Geburtstag

Manchmal hat man einfach Glück.

Ich habe es sehr gut getroffen mit meinen Nachbarn in Costa de Lavos.

Brigitte, Hans, Inge und Michael sind supernett.

In den Tagen, die wir hier gemeinsam verbringen, entsteht eine herzliche Nachbarschaft. Ich genieße die kleinen Plaudereien. Gerade als Alleinreisende ist das schön. Und doch wahrt jeder seinen Abstand und seine Privatsphäre. Sehr angenehm.

Wir Frauen gehen zusammen einkaufen. „Brigitte, wo war noch mal der LIDL in Figueira da Foz?“ „Warte, ich fahr schnell mit, ich muß auch noch was einkaufen.“

„Echt, es gibt in Costa de Lavos einen zweiten Supermarkt?“ „Ja klar, kommt wir gehen zusammen. Ich zeig Euch den.“

„Möchte jemand das Buch? Ich hab’s durchgelesen.“

Oder wir schauen gemeinsam bei Inge und Michael britische Hochzeit. „Komm doch rüber, wir haben einen Fernseher.“ Normalerweise brauche ich keinen Fernseher. Ich habe zuhause ja auch keinen. Aber wenn in Great Britain geheiratet wird, nehme ich Inges Angebot doch sehr gerne an.

Oder

„Was ist denn mit Deinem Dachfenster?“, fragte Hans.  „Das Geklebe hält nicht lange, dauernd fliegt das Fenster beim Fahren hoch. Das Gerappel auf den portugiesischen Schlaglochstraßen löst immer wieder die Arretierung und dann kann das Klebeband bei Wind das Fenster nicht halten.“  „Darf ich mir das mal anschauen?“ „Ja, gern.“

Juchu, Hans hat eine gute Idee und bekommt es hin. Eine Schraube rechts und links improvisiert. „Das hält bombenfest bis nachhause. “ Boah, danke. Eins meiner Hauptprobleme ist gelöst.

„Darf ich auch noch eben nach Ölstand und Reifendruck schauen, damit ich beruhigt bin, daß Du sicher unterwegs bist?“ „Sehr gerne, Hans.“

Oder:

Ich laß ja Finley hier gelegentlich mal wieder ohne Leine laufen. Es tut mir einfach so leid, daß mein geliebter alter Hund keine Leinenfreiheit mehr genießen kann. Und dann passiert’s. Er läuft weg. Einfach in die Dünen. Hört kein Rufen und trottet in schnellem Tempo voran.

Ich hab noch nicht die Schuhe an, da ist Hans schon losgespurtet. Gemeinsam gelingt es uns, Finley wieder einzufangen. Hans hat das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Vor mir läuft Finley weg, weil er weiß, dann ist es vorbei mit der Leinenfreiheit. Aber es geht einfach nicht mehr. Es ist zu riskant für den alten, schlecht hörenden Hund. Sorry Finley. Und danke Hans.

Mein 50. Geburtstag fällt genau in diese Zeit in Costa de Lavos. Ich hatte viel darüber nachgedacht, wie das wohl sein wird, an  diesem besonderen Geburtstag allein unterwegs. Weit entfernt von meinen Freunden.

Und dann fügt sich alles.  Und paßt alles. Wie meist im Leben.

Während ich morgens noch den Blick vom Bett aufs Meer genieße, singen meine Nachbarn für mich, gratulieren und bringen Geschenke.

Ein richtiger improvisierter Gabentisch. Mit dem, was gerade da war im Womo, was als Mitbringsel für andere gedacht war oder was vielleicht in einem der heimlichen Supermärkte von Costa de Lavos zu bekommen ist. Öl, Salz, Fisch, Marmelade… Selbstgepflückte Blümchen. Ein Kerzenlicht.

„Und wie möchtest Du Dein Frühstücksei?“

Wahnsinn, ich fühle mich so reich beschenkt. Ich könnte heulen vor Glück.

Und dann trudeln per whatsapp und Facebook und Telefon von überall her Glückwünsche ein. Ich kann spüren, wie verbunden und eingebunden ich bin.

Obwohl allein in der Fremde, fühle ich mich zum ersten Mal an meinem Geburtstag nicht einen Moment einsam.

Ich genieße diesen speziellen Tag sehr.

Es ist schon ein Riesengeschenk, ihn hier am Meer verbringen zu dürfen. Und natürlich, daß Missy und Finley gesund und munter bei mir sind.

Abends lade ich ins hiesige Restaurant ein.

Wir verbringen einen wunderbaren, fröhlichen, unbeschwerten Abend gemeinsam.

Es ist absolut stimmig, so mit Brigitte, Hans, Inge und Michael meinen Geburtstagabend zu feiern. Mit Menschen, die zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind als unsere Wege sich für einen Moment kreuzen und wir einander offen und herzlich begegnen können. Das paßt ganz genau zu meinem Sabatjahr.

Ich freu mich, daß meine lieben Nachbarn die Einladung angenommen haben. Und daß ich mich getraut habe, sie zu fragen, anstatt den Abend allein zu verbringen. Das wäre mir früher nicht so leicht gefallen.

Ich denke an meinen vorigen Geburtstag. Allein auf einem Parkplatz in Engelskirchen. Auf meiner ersten Womoausfahrt. Damals noch mit Antonella. Als ich auf dem Weg nach Frankfurt nicht ankam und immer zwei Stunden entfernt blieb von meinem Ziel. Es ist der erste Eintrag hier im Blog. Ich hab damals nicht geschrieben, daß das mein Geburtstag war.

Was hat sich seitdem alles ereignet und verändert. Ich habe eine Reise gemacht.

Danke an all meine wunderbaren Lehrer – besonders Dr.V. und SilverBear – und an das Leben selbst für die Entwicklung, die ich in den letzten Jahren machen durfte. Danke an all die wunderbaren Menschen, die mir auf meiner Reise begegnet sind und die meinen Vertrauensspeicher immer weiter aufgefüllt haben.

Es ist eine Freude, wenn man im Vertrauen leben darf. Vertrauen in sich. In seine Mitmenschen. Und in das Leben.

Ich bin sehr, sehr glücklich. Zufrieden mit mir und meinem Leben. Im Einklang. So wie ich es mir gewünscht habe. Ich schwinge in meinem Rhythmus.

Wer auch immer das hier liest:

Gib niemals auf. Das Leben findet seinen Weg. Vertrau dem Leben und seinen Wendungen. Es kann in die Leichtigkeit und Freude führen. Und es wäre unendlich schade, einen möglichen glücklichen Tag nicht zu erleben.

 

In tiefer Dankbarkeit.

Wisdom Whale.

 

 

 

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