Die letzten Tage der Heimreise.
Der Waginger See wirbt mit dem Slogan „Wärmster See Bayerns“. Naja, aber nicht heute. Wo ist denn der herrlich blaue Himmel von gestern hin? Finley und ich werden noch halb verschlafen am See vom Hagelschauer überrascht. Anschließend fegt der für Bayern angekündigte Sturm über den Campingplatz. Die Bäume seien erst kürzlich beschnitten worden. Na hoffentlich haben die das Schnitt- und Totholz auch rausgeholt. Der Sturm ist kurz, aber heftig. Später höre ich im Radio, daß es bayernweit einige Unfälle deswegen gegeben hat. War wahrscheinlich richtig, daß wir gemütlich abgewartet haben. Wir haben ja schon einige Stürme in Balthasar überstanden.
Ein paar Einkäufe in Waging. Durchschnittliches Städtchen. Nur ein besonders gutes Käsegeschäft fällt mir auf. Für den armen Hund -„Mei, er schaut aba auch soooo liab…“ – bekomme ich ein Gratis-Käse-Probierpaket. Ich nehme dankend an. Finley mag zwar keinen Käse, aber ich. Und ich kann auch sehr lieb schauen.
Erst am Nachmittag fahren wir weiter. Missy wollte unbedingt noch den Campingplatz auf Sturmschäden untersuchen.
Mir fällt auf, wie voll deutsche Autobahnen sind. In Österreich waren die noch total leer. Ich hatte mich ja schon öfter gefragt, ob die Österreicher nicht zur Arbeit pendeln müssen oder nie Besuche machen. Zwischen München und Nürnberg geht gar nichts mehr. Megastau wegen Lkw-Unfall. 40-Tonner auf 40-Tonner aufgefahren, sagen die Verkehrsnachrichten. Schon 2 Stunden Stau. Ich glaub, ich komm heute nicht weit. Kann mir schon mal Gedanken über einen Zwischenstop machen. Bamberg klingt doch hübsch.
Spätabends komme ich entnervt in Bamberg an und wünsche mir nur ein nettes freies Plätzchen auf einem citynahen Parkplatz, wo ich ruhig übernachten und von wo aus ich morgen einen Stadtbummel starten kann. Ich seh nur Parkhäuser und parken am Straßenrand halb auf dem Gehweg. Hier scheint ziemliche
Parkplatzknappheit zu herrschen.
Meine Idee, ich fahr mal ein bißchen in der Stadt umher, dann finde ich schon einen schönen Parkplatz, war auch reichlich naiv. Am Ende hab ich mich müde, genervt und orientierungslos in den Altstadtgassen festgefahren. So ein Mist. Und jetzt?
Da ist eine Studentenkneipe. Ich lasse Balthasar mitten in der Gasse stehen und frag mal die Studis, ob sie helfen können. Das war ein Hallo und Beratschlagen, wo man mich hinlotsen könnte. Eine Sackgasse im Bergviertel finden alle gut. Ein junger Mann steigt mit bei Balthasar ein, nimmt die protestierende Missy auf den Schoß und zeigt mir den Weg. Sein Fahrrad packen wir auch noch ein, damit er anschließend flott zu seinen Kumpels und dem abgestandenen Bier zurück in die Kneipe kommt. Zum Glück ist ja viel Platz im kleinen Balthasar. Danke für die Hilfsbereitschaft.
Die Sackgasse bei den Villen im Bergviertel erweist sich zwar als super Schlafplatz, aber morgens das böse Erwachen. Ich bin manövrierunfähig zugeparkt. Hinter mir, vor mir, neben mir. Ja, das sind die Berufsschüler, die parken hier immer so, sagt mir eine Anwohnerin. Na super, ich wollte ja sowieso erst mal einen Stadtbummel machen.
Bamberg ist nicht umsonst Weltkulturerbe. Das ist schon eine fantastische Kulisse: Dom, Residenz, Altenburg, Alte Hofhaltung, Kloster.
Die Altstadt ist sehr gut erhalten. Mittelalterliche Wegeführung, kleine geduckte alte Häuschen und barocke Fassaden der Herrschaftshäuser. Klein Venedig an der Rangnitz. Über 2400 denkmalgeschützte Häuser in der Altstadt. In einem davon wohnen übrigens Frau Rotkohl, Herr Taschenbier und das Sams.
Mir gefallen vor allem die kleinen Altstadtläden. Da macht ein Stadtbummel Freude.
Und die vielen, vielen schönen Details.
Finley interessiert sich ja eher für kulinarische Details. Endlich wieder Weihnachtsmarkt. Er ist ganz aufgeregt und schwer konzentriert.
Harte Arbeit. Schnüffeln. Suchen. Betteln. Flirten.
Mir gefällt die dicke lebensfrohe Frauenskulptur.
Da bekomme ich doch gleich mal Lust auf Kuchen und Kakao in einem der hübschen Altstadtcafés.
So, jetzt schaun wir mal, ob die Berufsschule aus und Balthasar wieder freigeparkt ist. Supi.
Bamberg kann ich als Stadtbummelziel nur empfehlen.
Hat Spaß gemacht. Ein echt schöner Tag. Aber jetzt geht’s weiter heimwärts.
Zum Abend hin wird die Autobahn leerer. Balthasar rollt wie am Schnürchen. Meine Freundin Sabine sagt:“Balthasar hat Stallgeruch aufgenommen. Der zieht jetzt die letzten Kilometer durch.“ Ja, genauso ist es. 24 Uhr sind wir wieder in der Heimatstadt.
Noch eine letzte Nacht im Wohnmobil.
Wehmut.
Hallo liebe Eva, ich bin es, Anke, mit der du zusammen den wordpress Kurs bei der Vhs in Rheinberg gemacht hast. Ich habe mir vor Weihnachten ein Loch in den Bauch gefreut, als ich den Artikel über dich in der Zeitung gefunden habe. Ich hatte deine Web-Adresse nicht aufgeschrieben. Deine Seite ist so schön geworden. Ich habe mich direkt festgelesen und die Dramatik der ersten Monate zieht sich hoffentlich nicht durch. Schön dass es Finley wieder einigermaßen gut geht, ich kann deine Sorgen so gut nachfühlen. Beim Lesen bin ich jetzt im September und gespannt, was du noch so erlebt hast. Vielleicht hast du ja Lust, dass wir mal einen Kaffee zusammen trinken, wenn du noch nicht wieder weg oder schon wieder da bist. Ich würde mich freuen und wünsche dir auf jeden Fall noch eine ganz wunderbare Zeit. Ganz liebe Grüße Anke