Ein Wunder

Ich verstehe es nicht, diese Gasflasche soll immer noch randvoll sein?

Es ist plötzlich sehr kalt geworden nachts im Wohnmobil. Beide Tiere schauen mich vorwurfsvoll an und fordern mich auf, etwas zu unternehmen. Ja, ja, ich quäle mich aus dem Bett, ziehe mich an, stapfe in die Nacht und schließe die Alugasflasche an. Die Stahlgasflasche ist demnach endgültig leer. Ist ja auch kein Wunder,  schließlich heize ich seit Wochen jede Nacht damit.

Am nächsten Tag sollte es weitergehen nach Slowenien aber natürlich nicht ohne vorher noch zum Campingbedarf  in Villach, um die Flasche tauschen.

Nach einigem Rumtrödeln in der Sonne auf dem Campingplatz am Wörthersee und mehrmals in die Irre gefahren  wegen der blöden Umleitung in Villach, stehe ich erst am Nachmittag mit meiner leeren Stahlgasflasche vor dem Mitarbeiter im Campingbedarf. Und erwarte selbstverständlich, mit einer vollen Flasche wieder hinauszugehen.

Tja, was jetzt passiert, bringt mich an die Grenzen meines Verstandes. Der Mitarbeiter weigert sich, die Flasche zu tauschen oder zu befüllen, weil sie nach seiner Aussage noch komplett voll ist. Hä? Das kann nicht sein. Ich weiß doch, wie lange ich schon damit heize und daß die Heizung gestern Nacht plötzlich aus war und erst wieder ansprang, als ich die Alugasflasche angeschlossen hab.

Er glaubt mir nicht. Verweist immer wieder darauf, wie schwer die Flasche ist. Er wiegt sie sogar vor meinen Augen aus. Über 22 kg. Das bedeutet komplett voll. Das kann nicht sein. Ich gebe zu, die Flasche ist schwer. Das habe ich ja beim Herauswuchten aus dem Gasfach gemerkt. Aber das ist logisch nicht erklärbar. Die Stahlflasche habe ich seitdem ich in Österreich bin, jede Nacht zum Heizen genutzt. Sie kann nicht mehr voll sein.

Alles Reden und Erklären hilft nicht. Den sichtlich genervten Mitarbeiter überzeugt nur das Gewicht. Er macht sich sogar die Mühe und schließt die Flasche an einen Gasgrill an, um mir zu beweisen, daß sie nicht leer ist. Ja, was soll ich sagen? Der Grill springt sofort an. Gasflamme ist da. Unerklärlich.

Nichts zu machen. Eine neue Flasche würde er mir zwar verkaufen – für einen horrenden Preis -, aber die alte vermeintlich leere und vielleicht doch volle Flasche nicht annehmen. Wo sollte ich damit hin? Und wenn sie doch voll ist?

Ich beschließe es zu versuchen, werde sie heute Nacht wieder anschließen und schauen, was passiert. Ohne zu wissen, ob sie wirklich noch heizt, fahre ich nicht nach Slowenien. Dann stehe ich eben morgen wieder vorm Campingbedarf oder dem nächsten Baumarkt. Heute ist es eh zu spät geworden für Slowenien. Auf den Campingplatz am Wörthersee hab ich keine Lust mehr. Die Sonne ist schon untergegangen. Dann kann ich auch noch eine Nacht freistehen. Also mal wieder zu meinem bewährten Stellplatz am Ossiacher See. Missy freut sich. Und Finley schnüffelt aufgeregt, ob seine Duftmarken von vorvorgestern noch da sind.

Und wir haben es muckelig warm in der Nacht. Mit der schweren, vollen Stahlgasflasche.

Unerklärlich.

Ein Gasflaschenwunder.

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