Castelo de Vide

Superabwechslungsreiche Kleinstadt im Alentejo.

Für so einen kleinen Ort hat Castelo de Vide ziemlich viele ruhige, beleuchtete Parkplätze, die als Übernachtungsplatz in Frage kommen.

Wir haben zwar gut geschlafen und Missy mag unseren Platz.

Aber wir stehen ziemlich schräg. Ich versetze uns mal einen Parkplatz weiter. Der ist doch auch interessant, Missy.

Prima Freistehplatz, nur wenige Schritte vom Ortszentrum entfernt. Nur eine Treppe und die Gasse hoch und man ist am Ortskern.

Aber mir steht gerade gar nicht der Sinn nach Stadtbesichtigung, sondern nach Weite und Natur. Also gehen wir in die andere Richtung.

Castelo de Vide hat eine wunderbare Lage. Genau im Übergang zwischen der flachen Weite des Umlandes und dem bergigen Naturschutzgebiet der Serra de Sao Mamede. Vom Miradouro am Stadtrand hat man eine weiten Blick in die reizvolle Landschaft.

Von dort sind es nur wenige Minuten Fußweg bis zu einer einsam gelegenen, alten Kirche.

Auf kleinen gutmarkierten Wanderwegen umrunden wir in weitem Bogen die Stadt.

Castelo de Vide hat nicht nur eine Stadtmauer, sondern mehrere. Zumindest kommen wir andauernd an irgendwelchen anderen Mauern mit kleinen Wachtürmchen vorbei.

Hmmmm, wir haben ja noch nicht gefrühstückt und jetzt ist es schon fast Mittag. Vielleicht sollten wir uns doch langsam mal wieder der Stadt nähern und schauen, ob es noch Brot gibt?

Frühstück. Eins von Finleys Lieblingsworten. Er hört zwar nicht mehr gut, aber er spürt meinen Gedanken und zieht das Tempo merklich an.

Aus der Richtung, aus der wir nun auf Castelo de Vide zugehen, hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt.

Wandern macht durstig. Zum Glück gibt es in Castelo de Vide wirklich an jeder Ecke öffentliche Brunnen für Finley.

Und für mich ein kleines Café.

Zurück am Womo surfe ich ein bißchen auf Facebook. Hmmm, Joelle hat ein Foto gepostet. Das kommt mir bekannt vor: Lila Wiesen.

„Wo bist Du gerade, Joelle?“ „In der Nähe von Portalegre. Fahre gerade auf Castelo de Vide zu.“ „Supi, bis gleich.“ So ein schöner Zufall. Wir freuen uns sehr über unser Wiedersehen.

Die beiden Hunde freuen sich auch. Nach gemeinsamem Imbiß machen wir uns zu zweit bzw. viert auf zur Stadtbesichtigung.

Treppauf zum Castelo.

Im Inneren der Festungsmauern befindet sich ein eigenes sehr altes Stadtviertel.

Die Gassen und Häuser sind verschwenderisch blumengeschmückt.

Das Wohnviertel ist ganz besonders malerisch.

Zurück in der Stadt gilt es manchmal flott zur Seite zu hüpfen. Wir müssen ganz schön aufpassen mit den Hunden, denn sowohl Autos als auch Mororradfahrer, sind dort nicht gerade im Schrittempo unterwegs. Die alte Dame beobachtet amüsiert, wie wir uns erschreckt in einen Hauseingang pressen.

Was mir auffällt: Viele der extrem schmalen Häuser mit nur einem Fenster je Etage haben zwei Haustüre und auch zwei Hausnummern. Wie kann das sein? Ein Eingang für die erste und einer für die zweite Etage? Sind in diesen schmalen Häuschen wirklich zwei Wohnungen untergebracht?

Zum Glück treffe ich Melinda, die in Castelo de Vide geboren ist, aber seit Jahrzehnten in Osnabrück wohnt und dementsprechend Bescheid weiß und gleichzeitig gut Deutsch spricht.  Sie erklärt mir, daß normalerweise nur eine Familie das Haus bewohnt, auch wenn es zwei Hausnummern gibt. Traditionell waren das die Stadthäuser der weit entfernt wohnenden Bauern. Sie weist mich darauf hin, daß meist eine Tür größer und breiter ist als die andere. Das war der Eingang zum Stall. Wenn die Bauern in die Stadt kamen mit ihren Pferden – zu Markt, Kirchgang oder Doktor – dann wurden die Tiere im Erdgeschoß (größere Tür) untergebracht und die Bauern wohnten darüber. Heute sind die Häuser meist familientauglich umgebaut.

Melinda erklärt mir auch noch, daß gar nicht alles Kirche ist, was auf den ersten Blick so aussieht. Oft sind es lediglich Altarnischen, die nur zu den Prozessionen an den hohen Feiertagen geöffnet werden.

Außer dem Castelo gibt es auf der anderen Seite der Stadt noch ein Fort.

Die Grenze zum Nachbarland ist nah. Da wurde viel befestigt.

Joelle und ich mögen es beide, einfach durch die Stadt zu stromern. Wir gehen uns dabei auch nicht auf die Nerven. Das ist ein ganz entspanntes zielloses Schlendern. Neugierig, was es hinter der nächsten Ecke zu sehen gibt.

Mal sind wir zusammen unterwegs. Mal jede für sich.

In der kleinen Stadt läuft man sich sowieso immer wieder über den Weg.

Und immer gibt es was zu gucken. Auch auf dem Abendgassigang.

Wir verbringen 2 sehr schöne Tage in Castelo de Vide.

 

 

 

 

 

 

 

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