Sehnsuchtsort
Marvao liegt auf einem Felsplateau auf etwa 800 m in der Serra de Sao Mamede nahe der spanischen Grenze.
Schon die Anfahrt von Castelo de Vide ist einmalig. Durch eine lange einspurige Allee sieht man schon von weiten hoch oben auf dem Berg die Festungsmauer und die Burg.
Im Ort gibt es keine Parkplätze. Aber direkt vorm Ortseingang unterhalb des Klosters ist ein Wohnmobilstellplatz. Leider nur für tagsüber. Die 3 umliegenden Campingplätze – alle viel zu weit entfernt, um Marvao zu Fuß zu erreichen – haben ein Nachtstehverbot durchgesetzt. Laut der einschlägigen Camperapps wird das Verbot regelmäßig kontrolliert.
Aber nur wenig weiter, quasi um die Ecke, finden wir einen absolut spektakulären Platz.
Ein Deutscher und ein französisches Ehepaar sind schon da. Joelles kleines Womo und mein kleiner Balthasar passen gerade eben noch da hin.
Erlaubt ist das natürlich nicht, Aber immerhin stehen wir nicht direkt vor einem Verbotsschild wie auf dem Womostellplatz nebenan.
Die Aussicht ist einfach zu verlockend. Wir werfen alle Bedenken über Bord und beschließen heute hier zu bleiben.
Ich möchte so gerne in Marvao übernachten. Spätabends noch durch die stillen Gassen gehen. Marvao ist mein Sehnsuchtsort.
Dieses kleine stille Städtchen wird wegen seiner besonderen Lage auch Adlerhorst genannt.
Für mich gibt es keinen schöneren Platz als vor einer der beiden Kirchen in der Abendsonne zu sitzen.
Und in die weite Landschaft zu schauen.
Naja, das Castelo ist in der Abendsonne aber auch kein schlechter Platz.
Ich liebe es, wenn die an sich graubeigen Mauern rostrot leuchten in der untergehenden Sonne.
Joelle ist genauso begeistert von Marvao wie ich. Sie kann auch gar nicht mehr aufhören zu fotografieren.
Zwei schmale Straßen gibt es, die parallel durchs Städtchen führen. Mit einigen kleinen Gassen als Querverbindungen.
Und natürlich der Weg an und auf der Stadtmauer, die komplett rund ums Städtchen begangen werden kann.
Vor allem abends außerhalb der Hochsaison ist es vollkommen ruhig hier. Dann kann man hier tiefen Frieden und Einssein spüren.
Darum wollte ich so gerne über Nacht bleiben.
Aber auch wegen der unglaublichen Aussicht beim Aufwachen und zum Frühstück.
Joelle und ich sind uns einig. Wir bleiben noch einen weiteren Tag. Wir wollen beide noch Marvaos ganz besonderen Zauber genießen.
Noch mal an der Stadtmauer entlang…
…bis zu Burg gehen.
Durch jede – aber auch wirklich jede – der wenigen Gassen schlendern. Teilweise sieht man am Rand der Gassen noch den rohen Fels.
Es gibt so viele Kleinigkeiten zu achten. Mich rührt ein Rosenkranz an einem Hauseingang sehr.
Ich muß noch mal weg zum Einkaufen. In Marvao gibt es nur ein kleines Lädchen mit regionalen Spezialitäten. Eher Souvenirgeschäft als wirklicher Lebensmittelladen. Den nächsten Supermarkt gibt es ca. 15 km entfernt in Castelo de Vide.
Als ich zurückkomme, sehe ich gleich, daß Joelles Womo auf dem Tageswohnmobilstellplatz steht. Das wird einen Grund haben. „Ja, die GNR war da, als Du weg warst.“ Das ist die örtliche Polizei. Sie haben uns aufgefordert, von unserem gestrigen Platz wegzufahren. Dann schon lieber auf den Wohnmobilstellplatz, sagten sie, und haben eigenhändig das Nachtpark-Verbotsschild schwarz übersprüht. Na, vielen Dank. Der Platz ist auch prima. Und dann noch erlaubt oder zumindest offiziell geduldet. Sehr gern kommen wir der Aufforderung nach.
Da können wir uns auch gleich mal das Kloster ansehen.
Am Kloster hängt eine Kelle aus Kork, mit der sich durstige Wanderer Wasser vom Brunnen schöpfen können.
Wir gehen noch ein letztes Mal in der Abendsonne hinauf in die Stadt.
Einmal noch in dem kleinen Park vor der Kirche sitzen.
Morgen werden wir Abschied nehmen. Von Marvao und voneinander. Joelle fährt weiter an der Grenze zu Spanien ins Gebirge. In die Serra de Estrela.
Mich zieht es noch einmal zurück ans Meer. Ich werde quer durch Portugal an die Westküste fahren.
Vielleicht werden wir uns wiedersehen, bevor ich Portugal verlasse. Wer weiß das schon…