Streifenhäuschen

Dieses Portugal überrascht mich immer wieder.

Hatte ich bisher mehr oder weniger malerischen Verfall der Häuser in den Städten erlebt. Oder samtig weißgekalkte Altstädte, Marmor oder Azulejos, so ist Costa Nova frisch und farbig herausgeputzt.

Sommerresidenzen, Holzhäuser, Streifenfassade. Alles perfekt hergerichtet.

Alles ist niedlich. Putzig. Sehr sauber. Fast schon steril.

Mir kommt das sehr unwirklich vor. Als ob ich durch eine Filmkulisse laufe. Freizeitpark oder Märchenstadt.

Vor jedem Haus ein kleines Zäunchen und eine Sitzbank.

Alles hier ist hübsch und niedlich.

Natürlich ist das schön. Sehr speziell und romantisch.

Aber gleichzeitig auch sehr irritierend.  Bin ich noch in Portugal?

Da blättert kaum mal Farbe. Wenn ich denn doch eine nicht perfekt renovierte Fassade sehe, bin ich schon fast erleichtert.

Die Streifenhäuschen gehen tatsächlich auf traditionelle Fischerhäuser zurück. Einfache Holzhäuser, die irgendwann erweitert, renoviert und ersetzt wurden. Bis jemand die Idee mit den bunten Farben und den Streifen hatte.  Seitdem lieben die Touristen Costa Nova. Die Streifenhäuschen sind als Ferienquartiere schnell ausgebucht.

Heute setzt Costa Nova alles daran, dieses Alleinstellungsmerkmal, das Touristen aus aller Welt, insbesondere auch aus dem asiatischen Raum, anzieht, zu erhalten und zu vermarkten. Inzwischen ist baurechtlich vorgeschrieben, daß sämtliche Neubauten sich an den traditionellen Häusern orientieren und auf jeden Fall zumindest eine Streifenfassade haben müssen. Andere Fassadengestaltung wird nicht mehr genehmigt.

Die meisten Streifenhäuschen liegen direkt an der Uferpromenade

Allerdings nicht am Meer, sondern mit Blick auf die Lagune im Binnenland. Auf der anderen Uferseite liegt die Großstadt Aveiro.

In der Lagune liegen noch die Fischerboote.

Es ist nett, hier mal durchzubummeln und Streifenhäuschen zu gucken.

Aber mir reicht das bald. Es ist mir zu propper, zu perfekt, zu künstlich. Als ob hier gar kein echtes Leben wäre.

Zum Glück gibt es ja noch die andere Seite des Städtchen. Nur zwei Straßen weiter.

Da ist das Meer.

Mit einem schönen, feinsandigen, weitläufigen Sandstrand.  Auch der ist absolut sauber, gepflegt und aufgeräumt. Kein Vergleich zu dem, was man in Costa de Lavos alles finden konnte.

Lange Holzstege mit Sitzbänken. führen am Dünenrand entlang des Strandes.

Das Meer hat hier eine etwas stärkere Brandung. Das hat der arme Finley falsch eingeschätzt. Hups, schnell raus aus den Wellen.

Zurück auf den sicheren Strand. Finleys Regel lautet, möglichst immer nur bis zur Wasserkante gehen. Pfote ins Wasser nur bei Wärme. Kurz ins – ruhige – Wasser setzen zur Abkühlung bei großer Hitze. Aber niemals, niemals darf der Rest des Körpers nass werden. Schon gar nicht von diesem mächtigen unkontrollierbaren Meer.

Finley ist halt kein Labrador.

Unser Stellplatz liegt genau zwischen den Streifenhäuschen und den Dünen. Perfekte Lage.

Und zu Missys Freude vor einer Blümchenwiese. Paßt genau für uns 3.

Hier heißt es Abschied nehmen vom Meer in Portugal. Ab hier geht’s durchs Landesinnere weiter.

Auf dem Abendspaziergang bin ich ziemlich wehmütig.

Die Streifenhäuschen leuchten im goldenen Licht.

Und das Meer leuchtet in der untergehenden Sonne.

Manno, geliebtes Meer, Dein Rauschen, Deine Energie und Deine Weite werden mir fehlen.