Gordes

Eines der schönsten Dörfer Frankreichs.  Provence pur.

Spätabends komme ich in Gordes
an, nachdem ich noch lange an der Pont du Gard war. Weit bin ich ja nicht gekommen von Avignon. Vielleicht 30 km. Aber ich weiß inzwischen, daß ich gerne langsam reise.

Gordes liegt auf einer Anhöhe und hat eine Hauptstraße, absonsten enge Gassen. Wie ich vermutet habe, findet sich am Ortseingang ein großer ruhiger Parkplatz. Ideal zum Freistehen. Allerdings genau hinter der Gendarmerie. Ich hoffe, es klopft kein Gendarm an, um mich zu informieren, daß Freistehen in Frankreich nicht erlaubt ist. Aber um diese Jahreszeit haben kaum Campingplätze auf. Und Womostellplätze gibt es auch nicht überall. Ich vertraue mal auf die Kulanz der Obrigkeit außerhalb der Saison.

Nach einer ruhigen Nacht wollte ich am nächsten Morgen eigentlich nur Brot kaufen auf einem kurzen Gassigang mit Finley. Aber das Dorf zieht mich so in den Bann, daß ein mehrstündiger Spaziergang daraus wird.

In der Burg ist heute ein Museum, das Tourismusbüro u.ä. untergebracht. Natürlich alles im Januar geschlossen.

Die Aussicht rund um das Dorf ist fantastisch.

Finley macht sich allmählich Sorgen, ob wir überhaupt gar nicht frühstücken werden. Missy wartet auch, daß wir zurück kommen. Ja, schon gut. Wir gehen nachmittags noch mal los. Jetzt kaufen wir Brot und dann gibt’s Frühstück zur Mittagszeit.

Der Parkplatz ist ruhig und leer. Ein anderes Womo und ein Pkw. Genau richtig für Missy für einen kleinen Ausflug nach dem Frühstück, während Finley und ich in der Sonne ausruhen.

Huijuijui, Missy wagt sich sogar auf eine kleine Klettertour über die Felsen.

Während Missy unterwegs ist, habe ich den Gendarm im Blick bei seinem Tagespensum und er mich. Er ist sehr beschäftigt. Die Dachterrasse der Gendarmerie muß frühjahrsfertig hergerichtet werden. Er schrubbt und pflanzt, stellt Balkonkästen raus und verteilt Blumentöpfe. Die Liegestühle müssen natürlich auch gesäubert werden… Viel zu tun. Die Kriminalitätsrate in Gordes scheint aktuell zum Glück nicht sehr hoch zu sein.

Mir gefällt es in Gordes so gut, daß ich beschließe, erst am nächsten Tag weiterzufahren und noch eine Nach freizustehen. Da der Gendarm mich genau wie ich ihn im Blick hatte und er nichts gesagt hat, gehe ich mal davon aus, daß sein Blick wohlwollend ist und ich geduldet bin.

Den Nachmittag verbringen wir größtenteils auf der Terrasse des örtlichen Cafés und beobachten das Kommen und Gehen und Stehen und Schwätzen auf dem Dorfplatz.

Mir fällt auf, daß überall im Dörfchen auf Treppen und Mäuerchen entweder Katzen oder junge Frauen mit Skizzenblock sitzen. Oder beides. Im Gespräch über Katzen, schöne Dörfer und Malerei erfahre ich, daß es amerikanische Studentinnen sind, die ein Kunstprojekt in Gordes machen. Na, Motive gibt es hier sicher genug. Ich laß mich inspirieren und hol auch die Malsachen raus. Wie schön, durch die Entscheidung noch hierzubleiben, dafür nun Zeit zu haben. Zeit haben, spüren, nutzen. Der große Luxus dieses Sabatjahres.

Zum Abendgassigang hat Gordes brav die Lichter angemacht und Burg und Bibliothek angestrahlt.

Wir schlafen wieder sicher und ungestört. Am nächsten Morgen ist der Himmel strahlend blau.

Das macht den Abschied vom wunderschönen Gordes nicht einfacher. Wir bleiben noch ne Weile. Bis zur goldenen Nachmittagssonne.

 

 

 

 

 

 

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