Provence. Le sud. Endlich.
Morgens öffne ich das Womofenster und Missy und ich schnuppern – milde Luft. Ist das schön. Wir seufzen beide wohlig.
Blauer Himmel. Mediterrane Vegetation.
Schnell hinaus zum Morgenspaziergang. Missy stromert auch kurz und vorsichtig über den Parkplatz. Es ist Ruhe, noch kein Verkehr. Aber nach dem kurzen Ausflug muß sie zurück ins Womo. Finley und ich gehen auf Stadterkundungstour.
Juchhu, ich habe keine Jacke mehr an. Fantastisch. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich hab das so vermißt in den letzten Wochen.
Alles sehr französisch. Sehr mediterran.
Ich habe noch nie von Bollene gehört. Es war ein Zufallstreffer. Einfach die nächste Stadt als ich müde wurde gestern Abend. Mir gefällt es hier.
Oberhalb der Stadt ist ein gut erhaltener mittelalterlicher Kern.
Das hatte ich nicht erwartet. Ich bin total begeistert. Macht Spaß, hier durchzuspazieren.
Nahe der Stadtmauer sehe ich ein Kätzchen freudig aufgeregt auf ein herannahendes Auto warten und sogleich die aussteigende Madame begrüßen. Mich amüsiert und rührt der Anblick und ich kommentiere ihn mit ein paar freundlichen an Madame und ihre Katze gerichteten Worten. Und schon sind wir im Gespräch. Madame heißt Nicole und ist eine groooooße Katzenfreundin. Sie kümmert sich um alle Streunerkatzen im Viertel und wenn sie gar zu erbärmlich jammern vor ihrer Haustür, nimmt sie sie auch bei sich auf. Gerade kommt sie vom Intermarche und hat ihr ganzes kleines Autochen bis oben vollgeladen mit Katzenfutter, weil das gerade im Angebot war. Da sie nicht mehr so kräftig ist, bittet sie mich, ob ich ihr das Futter ins Haus trage. Ja klar, das mache ich gern. Ich schnappe mir ein paar Futtersäcke und schon bin ich drin im kleinen, alten Häuschen, dessen Rückwand die Stadtmauer bildet. 3, 4, 5 oder mehr Katzen starren Finley an, der sie natürlich nicht beachtet, sondern nur Nicole und die Küche im Blick hat. Nachdem ich das Auto geleert und die Vorratskammer gefüllt habe, wird geplaudert.
Es ist eine Freude, so gemütlich von Katzen umgeben in einem französischen Wohnzimmer zu plaudern. Meine Sprachkenntnisse beschränken sich auf Schulfranzösisch, aber die Verständigung klappt prima. Es ist echt erstaunlich, wie unser Gedächtnis funktioniert und was es alles wieder hervorkramt, wenn die entsprechende Schublade geöffnet wird.
Nicole und ich genießen das Gespräch und sitzen locker eineinhalb Stündchen beieinander. Katzengeschichten bilden immer einen wunderbaren leichten Gesprächsstoff. Aber ich erfahre auch ihre Sorgen wegen des nahen Atomkraftwerks. Da sind wir uns einig.
Jetzt geht es aber zurück zu meiner geliebten Katze. Missy wartet sicher auf ihr Frühstück. Und auch Finley hatte mich bereits ein paar Mal besorgt angesehen, ob ich einen seiner wichtigsten Termine im Tageskalender etwa übergehen würde. Es ist schon mittags inzwischen. Keine Sorge, Finley. Nur noch eben ein frisches, knuspriges petit pain in dieser entzückenden Bäckerei einkaufen. Und vielleicht ein klitzekleines Obstküchlein? Hmmmm.
Am Nachmittag fahren wir von Bollene über die Landstraße die ca. 50 km bis Avignon. Dort hat ein Campingplatz geöffnet. Direkt vor den Toren der Stadt am Ufer der Rhone. Die Lage und der Blick auf die Stadt sind traumhaft.
Perfekt für einen langen Abendgassigang.