Abschied von Antonella

Der Brand ist „abgewickelt“.  Der Brandgutachter hat die Ursache ermittelt. Fehler beim Einbau der Solaranlage und dadurch Kurzschluß. Im Gespräch mit dem Gutachter ist mir noch einmal sehr bewußt geworden, welch großes Glück die Tiere und ich gehabt haben. Vermutlich wären wir gestorben, wenn wir zu dem Zeitpunkt im Fahrzeug geschlafen hätten. Und wenn die Tiere allein darin gewesen wären, hätten sie sich nicht befreien können, selbst wenn sie noch nicht aufgrund der Dämpfe bewußtlos gewesen wären. Obwohl der Brand ja schon einige Wochen zurückliegt, hat mir das im Nachhinein noch mal einen Schock versetzt.

Finanziell bin ich inzwischen entschädigt. Teilkaskoversicherung, Restwertaufkäufer und Hausratversicherung haben mich wieder so gestellt, als hätte ich nie ein Wohnmobil gehabt. Emotional ist es nicht ganz so einfach. Da ist nicht alles zurück auf 0 gestellt. An dem Ereignis hängen viele unterschiedliche Erfahrungen der letzten Wochen – traurige, aber auch sehr viele wunderbare -, die integriert werden wollen.

Wichtig war mir, ganz bewußt von Antonella und der schönen Zeit mit meinem geliebten kleinen Wohnmobil Abschied zu nehmen. Von außen sieht Antonella noch immer wunderschön und fast unversehrt aus. Innen dagegen… So stand ich weinend beim Händler auf dem Hof und hab alles rausgelassen, die Trauer, den Schock, die Angst, die Enttäuschung, die Wut und die Dankbarkeit… Ich glaube daran, daß das bewußte Freilassen und Spüren dieser Emotionen erst den Weg bereitet, für einen Neuanfang.

Experten versichern mir, wie unwahrscheinlich es ist, daß sich der Fehler bei einem anderen Wohnmobil wiederholt. Mich erinnert das an eine Filmszene aus „Garp und wie er die Welt sah“: Bei einer Hausbesichtigung als Kaufinteressent stürzte ein Kleinflugzeug genau auf dieses Haus. Garp beschließt daraufhin ohne weitere Besichtigung, das Haus zu kaufen mit dem Argument, es sei sehr unwahrscheinlich, daß es je wieder von einem Flugzeugabsturz getroffen wird. Dabei ist es in Wirklichkeit nicht wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher als vorher. Es kommt einem nur so vor.

Ich höre im Moment sehr intensiv in mich hineine und erspüre, ob ich wieder ein Wohnmobil kaufen möchte und mich darin sicher fühlen werde.

Bewußt geworden ist mir schon in den letzten Wochen, daß ich weiterhin eine große Sehnsucht in mir spüre, mit Hund und Katze durch die Welt zu gondeln. Frei und unabhängig, spontanen Eingebungen folgend. Ohne Plan und größere Vorbereitung dem Moment folgen, fahren, bleiben, weiterfahren, bleiben. Das geht nun mal am Besten mit einem Wohnmobil.

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