So eine doofe Gedankenlosigkeit von mir. Finley es tut mir so leid. Meine Schuld.
Der Stellplatz im Yachthafen von Portoroz hat eine tolle Lage. Ruhig, abseits vom Trubel auf einer kleinen Insel, wo nur wir Wohnmobilsten stehen. Sonnig und direkt am Wasser. Ein fantastisches Gefühl, im Bett das sanfte Meeresrauschen zu hören, morgens die Schiebetür zu öffnen und sofort unmittelbar am Meer zu sein.
Es gibt aber neben den fehlenden Sanitäreinrichtungen einen weiteren Nachteil. In die Stadt muß man zunächst um die gesamte Marina laufen.
Wir schlendern in der Nachmittagssonne und in den Sonnenuntergang um die Marina, Finley ist schon von zwei längeren Spaziergängen morgens und vormittags in die Stadt ko. Aber wir schlendern ja nur so in den Abend vor uns hin. Immer weiter auf der Promenade von Portoroz Richtung Piran. Eigentlich eine schöne Idee, bis dorthin zu bummeln. Soll eine sehenswerte alte Stadt sein. Und danach fahren wir gemütlich mit dem Bus wieder zurück. „Komm, Finley, ist nicht mehr weit und zurück mußt du nicht laufen. Versprochen.“
Herrlicher Sonnenuntergang. Angler im Dämmerlicht. Auf der Landzunge eine alte Kirche.
Ich fühle mich wohl. Aber Finley wird immer langsamer und angestrengter. Wir kehren für heute doch besser um und schauen uns Piran ein anderes Mal an. Ich muß Finleys Alter respektieren und wir waren heute ja schon viel unterwegs.
Also Bushaltestelle gesucht, Fahrplan studiert. Hmmm fast eine Stunde Wartezeit. Macht nichts Finley. Ruhen wir uns eben aus.
Endlich kommt der Bus. Hoffnungsfroh stehen wir am Straßenrand. Finley selbstverständlich mit dem ungeliebten Maulkorb.
Was dann kommt, damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte, es gelten die gleichen Regeln wie in Ljubljana. Aber Hunde werden hier gar nicht in den Bussen mitgenommen. Auf mein Bitten, meinen traurigen Blick, meinen Hinweis, daß der Hund alt ist und nicht mehr weiterlaufen kann, winkt der Fahrer nur ab, schließt die Tür und braust davon.
Ich könnte heulen. Es tut mir so leid, Finley. Ich hätte mich vorher erkundigen müssen, anstatt immer weiter zu gehen und darauf zu vertrauen, daß Du den Rückweg nicht laufen mußt. Meine Schuld.
Gemächlich und traurig machen wir uns auf den Rückweg Hatten ja jetzt fast eine Stunde Pause. Finley müht sich. Es bricht mir das Herz. Die Pfoten schleifen. Er stolpert. Er ist einfach ko. Aber will zurück zum Stellplatz.
Ca. 10 Minuten später geschieht das Unfaßbare. Ein Pkw hält neben uns, zwei Frauen steigen aus und fragen, ob sie helfen können. Es stellt sich heraus, daß sie in dem Bus gesessen sind und anstatt zuhause Abendessen zu kochen, haben sie ihr Auto geholt und sind die Strecke noch mal zurückgefahren, um uns zu helfen. Ist das nicht fantastisch? Diese wunderbare Hilfsbereitschaft. Finley hat ihnen leid getan. Sie haben seine Not erkannt. Sind selbst Hundehalter.
Schnell ist Finley in den Kofferraum gehoben. Und die zwei hilfreichen Engel fahren uns bis zur Schranke an der Marina. Von dort sind es nur noch wenige Meter bis zu Balthasar, Missy, dem Futternapf und Finleys Ruhekissen.
Danke. Danke. Danke.
Ich bin so dankbar, das erleben zu dürfen. So sehr ich mich über meine Gedankenlosigkeit zu Finleys Lasten ärgere, so sehr freue ich mich, daß der Vertrauensspeicher ins Leben und meine Mitmenschen wieder etwas aufgefüllt wurde. Ich bin sehr berührt von der Hilfe dieser beiden wunderbaren Frauen. Daß sie extra ihr Auto geholt haben und den Kofferraum für mein geliebtes altes haarige Fellmonster bereithalten.
Vielen, vielen Dank.