Weiße Landstadt mit Riesenkirche.
Wenn ich schon mal hier bin, schau ich mir auch kurz die Stadt Olvera an.
Eine typische Landstadt mit üppigen Vorgärten und älteren Herrschaften, die gern in der Abendsonne sitzen.
Wenige lange Straßen ziehen sich parallel leicht ansteigend den Hang hinauf.
An deren Ende und gleichzeitig höchstem Punkt der Stadt liegen die beiden herausragenden Sehenswürdigkeiten: die große prächtige Kirche und die maurische Burg. Beide Wahrzeichen von weither sichtbar. Sie prägen die unverkennbare Postkartensilhouette von Olvera.
Vom Kirchplatz schaut man über die Dächer in die weite Berglandschaft.
Die Stadt ist nicht sehr touristisch, sondern ziemlich authentisch. Keine Souvenirläden, sondern die typischen Geschäfte eines ländlichen Mittelzentrums für den täglichen Bedarf auf der langen Einkaufsstraße.
Beim Spaziergang durch die Seitenstraßen fällt mein Blick in ein Haus mit großem Tor. Offenbar ein Gemeindezentrum. Drinnen herrscht reges Treiben. Vorbereitungen für die Karwoche, die semana santa.
Die Gemeindemitglieder bauen und schmücken die Podeste, auf denen lebensgroße hölzerne Heiligenfiguren in Prozessionen durch die Stadt getragen werden. Da wird geschraubt und geputzt. Die Einzelteile, wie prächtig verzierte Kandelaber, liegen durchnummeriert am Boden ausgebreitet.
Die langen Balken der Podeste werden von 16 Männern geschultert. Eine schwere Last, die zu tragen als Ehre empfunden wird. Am schönsten und aufwendigsten verziert – der lange rote Mantel mit prachtvollen Goldfäden und Perlenmustern in aufwendiger Handarbeit bestickt – ist das Podest für die Marienfigur.
Etwas anderes fällt mir noch auf, während ich durch Olvera schlendere. Ein seltsames Phänomen.
Alle Fenster der Häuser sind fest verschlossen und vergittert.
Aber alle Türen stehen offen.
Was sagt das aus über die Menschen dieser Stadt?