Nazare

Ehemaliges Fischerdorf mit stolzen Frauen und großen Wellen

Nazare ist kein Fischerdorf mehr.

Die Boote am Strand dienen nur noch zur Erinnerung und Erklärung der alten Tradition.

Und ein Dorf ist Nazare auch schon lange nicht mehr. Große Wohngebiete umlagern den eigentlichen ehemaligen Dorfkern. Von dem höheren, auf den  Klippen gelegenem Stadtteil Sitio kann man das Ausmaß der neuen Viertel gut erkennen.

Verbunden ist Sitio mit dem unteren Stadtgebiet u.a. per Kabelbahn.

An Nazares Strandpromenade und den angrenzenden Plätzen wechseln sich die Souvenirgeschäfte mit den Restaurants ab.

Am Straßenrand sitzen Frauen mit ihren Reklameschildern „Apartamentos“. Zimmer frei.

Aber abseits der Promenade, in den engen Gassen der Altstadt ist Nazare immer noch sehr speziell. Hier tragen die Frauen nicht der Touristen wegen, sondern voll Stolz und Selbstverständlichkeit im Alltag ihre traditionelle Kleidung. Die Frauen von Nazare und ihre kniekurzen Röcke – meist mehrere übereinander, die dann schwingend abstehen – sind berühmt.

Kleinstädtisch und sehr persönlich, manchmal auch laut zeternd, wie ich beobachtete, geht es in den Gassen dieses Altstadtviertels zu.

Hier kennt wirklich jeder jeden. Vor allem die älteren Frauen prägen das Straßenbild. Und irgendwie ist es lauter und lebhafter als anderswo. Wenn über die Straße hinweg von einem Haus zum anderen geschwätzt wird, geschimpft, gerufen und gesungen, dann hört man das auch in den Gassen nebenan.

Auch wenn Nazare längst kein echter Fischerort mehr ist, die Frauen dieses Viertels sind in ihrem Selbstverständnis echte Fischweiber.

Und auch am Strand wird noch immer Fisch auf schrägen Holzgestellen in der Sonne getrocknet und am Abend sorgfältig unter Folie verpackt.

Finley und ich genießen es nach der Zeit im Alentejo endlich wieder Seeluft zu atmen und Sand unter den Füßen/Pfoten zu spüren.

Auch wenn das Wetter manchmal sehr kalt und usselig ist, bleibt der Strand einfach schön. Ich bin froh, noch mal zur Küste gefahren zu sein.

Nazare ist heute vor allem ein Surferhotspot. Hier gibt es die höchsten Wellen der Welt am praia de norte.

Um diese Jahreszeit sind die Wellen nicht so spektakulär. Anders als im Winter. Aber mir reicht der Wind schon.  Meine Haare und Finleys Ohren fliegen.

Ich konnte nicht widerstehen und hab mir eine neue Wunderstrickjacke mit Kapuze gekauft. Diese Jacken werden in Handarbeit von den Frauen in Nazare aus dicker Schafwolle hergestellt.  Sie halten sagenhaft warm. Meine alte Wunderstrickjacke habe ich vor 25 Jahren hier gekauft und sie hat mich treu begleitet. Eigentlich ist sie auch nach all den Jahren noch gut, sieht nur ein bißchen oll aus. Aber wer weiß, wann ich wieder hierherkomme und die Gelegenheit habe, eine so gute Qualität für so kleines Geld zu erwerben.

Auch wenn das aktuell nicht gerade die höchsten Wellen sind. Der Ausblick auf dem Weg über die Klippen zum Leuchtturm ist grandios.

Ein Besuch des Stadtteils Sitio ist an und für sich schon ein tolles Erlebnis wegen der großartigen Aussicht.

Aber auch wegen des Lokalkolorits.

Berühmt ist die Wallfahrtskirche Nossa Senhora da Nazare. Wegen einer Hochzeit parkte ein chicker pinker Oldtimer davor.

In Nazare haben sich einige Künstler niedergelassen und es hat sich auch eine alternative Szene entwickelt. Mit offenen Augen und genügend Muße entdeckt man darum immer wieder Kreatives und Kurioses.

Also auch wenn Nazare kein Fischerdorf mehr ist, es hat noch immer ein ganz spezielles Flair, das sich zu erspüren und erschlendern lohnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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