Isla Cristina

Stadt der Gegensätze und Osterprozession

Die Tage sind warm und sonnig in Isla Cristina. Tagsüber kann ich Missy nicht zu lange im geschlossenen Fahrzeug lassen. Die Tür muß offen sein. Die Katze nutzt den Freigang freudig aus.

Finley geht derweil einer Lieblingsbeschäftigung nach. Ruhen. Von der Sonne in den Schatten, wieder in die Sonne und wieder in den Schatten… Puh, Ruhen kann soooo anstrengend sein!

Wir gehen daher erst am späten Nachmittag durchs Pinienwäldchen in die Stadt.

Isla Cristina ist wahrlich eine Stadt der harten Gegensätze. Viele, viele Hochhausblocks. Viel sozialer Wohnungsbau.

Auf der anderen Seite – manchmal im wahrsten Sinne des Wortes nur auf der gegenüberliegenden Straßenseite – dagegen schöne Villen. Alarmgesichert hinter hohen Zäunen.

Die Straßen vom Strandboulevard in die Stadt sind von Hochhäusern geprägt.

Die Straßen sind voller Leben. Die Stühle in den Cafés besetzt bei dem herrlichen Wetter. Viele Spanier haben Osterurlaub. Isla Cristina ist ein typischer Urlaubsort am Meer für die spanischen Großstädter, z.B. von Sevilla aus schnell zu erreichen.

Es gibt eine hübsche Fußgängerzone. Ungeheuer laut ist es hier. Die Kinder spielen lebhaft in der Mitte und die Familien unterhalten sich sehr lautstark. Das ist mir auch auf dem Campingplatz schon aufgefallen, daß es für meine Ohten außergewöhnlich laut zugeht in spanischen Familien.

In Isla Cristina gibt es noch sehr viel traditionelle Fischerei. Leider wird damit nicht viel Geld verdient. Das Vorurteil vom armen Fischer trifft hier wohl zu. Aber auch die Arbeitslosigkeit ist hoch. Wie so oft in Grenzregionen.

Es ist Ostern und tagelang bis spät in die Nacht sind die Trommeln zu hören. Die Prozessionen ziehen ab dem frühen Abend durch die Stadt.

Podeste mit Marien- und Jesusfiguren werden durch die Stadt getragen. Immer begleitet von 2 Tambourchören. Vor allem die Trommeln sind ohne Unterlaß im Einsatz. Die Bläser spielen seltener. Die Prozessionen werden angeführt von vermummten, teils barfüßigen, Büßern mit Rasseln. Das ist schon sehr unheimlich und befremdend.

So geht es im Zeitlupentempo durch die Gassen der Stadt. Gelegentlich treten auf den mit roten und lilafarbenen Volants geschmückten Balkonen Sänger hervor, die unendlich traurige Klagelieder anstimmen. Dann stoppt die Prozession und alles lauscht und schweigt.

Für mich ein sehr spezielles Erlebnis, diese Prozession beobachten zu dürfen. Aber wir können nicht lange bleiben. Finley bekommt Angst vor den Trommeln und gerät in Panik. Nichts wie weg, ist sein Impuls. Obwohl er Trommeln gewöhnt ist. Er hat viele schamanische Trommelreisen mitgemacht und dabei selig geschlafen. Aber die haben auch eine ganz andere Schwingung und Energie. Jetzt ist er in echter Not und sucht nur eine sichere Zuflucht. Wir gehen zum Strand, wo das Meeresrauschen die Trommeln übertönt. Der einzige Ort, wo man die Trommeln nicht hört und er beruhigt sich wieder. Zum Glück sind seine Ohren nicht mehr so gut. Auf dem Campingplatz hört er im Gegensatz zu mir das monotone Trommeln in der Nacht nicht.

 

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