Zwei Städte, die gegensätzlicher nicht sein könnten.
Portimao und Ferragudo liegen sich an der Mündung des Rio Arade gegenüber. Aber Welten trennen die beiden vollkommen unterschiedlichen Städte.
Auf der einen Seite die von Hochhäusern geprägte Kreisstadt Portimao mit großem Hafen und den touristischen Bettenburgen im Vorort Praia da Rocha.
Ich habe die Stadt noch als nette Einkaufsstadt in Erinnerung. Aber die Fußgängerzone besteht fast nur noch aus Leerständen und Billigläden. Die kleinen alten Häuser und auch die stattlichen großen Jugendstilbauten verfallen. Im Stadtzentrum reiht sich eine Ruine an die nächste. Vielleicht sind Spekulationen für Hochhausneubauten der Hintergrund? Niedergang im Zusammenhang mit der Wirtschafts-/Eurokrise? Neubauwohngebiete im Stil sozialen Wohnungsbaus dringen ins Zentrum vor. Man hat gar nicht mehr den Eindruck einer Einkaufsstadt. Portimao ist einfach häßlich geworden. Und es macht den Eindruck großer sozialer Probleme. Verarmung.
An einigen Häusern wird zumindest mit Streetart versucht, ein bißchen Farbe und Freude ins marode Stadtbild zu bringen.
Ansonsten haben wir nichts Schönes entdeckt. Der Hafen ist noch ok. Aber längst nicht mehr so lebhaft.
Selbst die Konditoreien haben uns enttäuscht. Der zentrale Platz am Ende des kleinen Parks, an dem sich diverse Cafés mit Außenterrasse befinden, ist ganz hübsch. Aber von den Kuchen hatten wir eine andere Qualität erwartet. Und einen anderen Geschmack. Da alle Kuchen orangefarbenen waren, hatten wir auf Orangengeschmack gehofft. Aber weit gefehlt. Irgendwie künstlich und nichtssagend. Jedenfalls nicht nach Orange.
Wir haben es beim einmaligem Besuch belassen.
Uns reicht der Blick auf Portimao im Sonnenuntergang vom gegenüberliegenden Ufer aus. Der ist zugegebenermaßen fantastisch.
Ferragudo dagegen ist einer der ganz wenigen Orte an der Algarve, der sich seinen Charakter und sein Ortsbild bewahrt hat.
Vom Strand hat man einen besonders schönen Blick auf den Ort und den Gegensatz zu Portimao.
Der Ortskern von Ferragudo steigt in ringförmigen Gassen den Hügel hinauf bis zur Kirche am höchsten Punkt. Überall Treppen zur Abkürzung.
Es ist einfach ein charmantes Städtchen.
Wir sind so froh, daß wir auf dieser Seite des Arade untergekommen sind.
Natürlich ist Ferragudo touristisch. Das ist die gesamte Algarve.
Aber abgesehen von den zwei Gassen mit Souvenirläden, und Restaurants, ist der Rest ganz normales traditionelles Wohnstädtchen.
Wie überall in den kleinen, engen Städten, in denen Gärten nicht möglich sind, stehen die Blumentöpfe aufgereiht vor den Häuschen oder hängen an der Fassade.
Manchmal sind die Pflanzmöglichkeiten auch gekonnt in die Fassade eingearbeitet
Katzen gibt es natürlich auch en masse. Die hängen gemütlich in der Sonne ab und lassen sich von Brigitte und mir ausgiebig kraulen. Wir können beide schlecht ohne Beachtung an einer Katze vorbeigehen.
Ferragudo hat auch noch immer den Charakter des alten Fischerstädtchens. Die Netze, Muschelkörbe und Boote prägen den Uferbereich. Die Restaurants dort bieten den frisch gefangenen Fisch an und grillen ihn direkt auf dem Boulevard.
Alle 14 Tage ist sonntags Trödelmarkt in Ferragudo. Dann ist richtig was los.
Brigitte und ich sind ganz oft und gern im Städtchen. Meist mit dem Womo auf dem Hin- oder Rückweg von Ausflügen. Es gibt einen großen geduldeten Platz vorm Ort, wo Wohnmobile prima parken können und auch immer einige mehrere Tage oder Wochen stehen.
Aber es muß doch auch möglich sein, von unserem Haus aus zu laufen und nach gemütlichem Kaffee und Kuchen einen Weg über die Klippen zurück zu finden. Wir haben beide totale Lust, das mal auszuprobieren.
Der Rückweg führt uns zunächst am Fort unten am Strand vorbei. Der beeindruckende Bau auf einem Felsen ist als Sommerresidenz in Privatbesitz einer portugiesischen Adelsfamilie und nicht zu besichtigen.
Über einen angrenzenden weitläufigen Strand mit mehreren Restaurants laufen wir auf die Klippen zu.
Da muß es doch irgendwo hochgehen…
Es gibt dann zum Glück eine Treppe.
Wege über die Klippen sind schwer einzuschätzen. Man kann das Ziel, z.B. „unseren“ Leuchtturm zwar vielleicht schon von weitem sehen, aber es liegen einige Klippen dazwischen und es gilt Buchten zu umrunden. Das zieht sich.
Der Weg ist manchmal breiter, manchmal auch schmal und am Abgrund. Aufgrund des Regens ist er teilweise rutschig. Wir gehen besonnen und vorsichtig. Auch das kostet Zeit. Und es dauert natürlich auch deswegen länger, weil wir immer wieder stehen bleiben müssen, um die großartige Aussicht zu genießen.
So erreichen wir gerade eben noch vor der totalen Dunkelheit unser Ziel. Die letzte Bucht umrunden wir im Halbdunkel. Zum Glück weist uns das Leuchtturmlicht den Weg.
Vom gegenüberliegenden Ufer des Arade leuchten die Lichter von Portimaos Hochhausskyline in der Dunkelheit. So von weitem und im Dunkeln sieht Portimao dann doch toll aus.