Es wird ungemütlich

Sturm, Ödnis, Krankheit auf Krk

Es tobt der Sturm auf Krk. Ich hab ja schon einige heftige Stürme und Dauerregentage auf meiner Reise erlebt. Und konnte solche Tage bisher ganz gemütlich als Einmummeltage annehmen. Das fällt mir jetzt schwer. Ich hab keine Lust mehr, durch die nasse Kälte zu laufen. Der Hafen ist immer noch schön.

Die Wellen sind beeindruckend.

Aber ich mag gar nicht mehr richtig hinsehen und spüren. Mir ist usselig. Der Regen peitscht. Finley und ich sind völlig durchnäßt.

Und in der Nacht werde ich auch noch sehr plötzlich sehr schnell krank. Mir ist so schwindelig und übel, daß ich mich selbst die paar Meter vom Womo zum Waschhaus nicht auf den Beinen halten kann. Ich muß mich mehrfach mitten auf den Campingplatz auf den eiskalten, regennassen Boden legen, weil ich vor Schwindel nicht mehr stehen kann. Dann wird es echt doof so allein. Mir war immer klar, daß Krankheit auf der Reise keine gute Idee ist. Da ist in der Nacht und am Folgetag viel Heilarbeit nötig. Und die Erinnerung daran, daß ich ja einen Heilerschutz habe. Das vergißt der Körper manchmal. Und die Viren wollen das zunächst sowieso mal gar nicht anerkennen. Zum Glück hatte ich am Vortag noch frischen Salbei und Ingwer besorgt. Zwei kräftige Heilmittel. Eine der simpelsten und effektivsten Methoden: einfach ein oder zwei Salbeiblätter nachts oder auch tagsüber im Mund in der Backentasche behalten. Da können sie wunderbar ihre Heilwirkung entfalten.

Zum Glück funktioniert die Heizung perfekt. Wie immer mit der Gaswunderstahlgasflasche. Ich kann es in Balthasar so warm machen, daß ich mich trotz peitschenden Winds draußen, hier drin richtig gesund schwitzen kann.

Am nächsten Tag ist Ruhe und Schonung angesagt. Keine großen Wanderungen, sondern ein kleiner Autoausflug und kürzerer Spaziergang in Malinska.

Auf der Fahrt sehe ich, daß es in den Bergen ziemlich geschneit hat.

Und selbst im Ort entdecke ich Spuren von Frost.

Malinska ist sicher nicht der schönste Ort der Insel. Im Nachhinein wäre ich wohl besser nach Vrbnik gefahren.

Der Sturm hat auch hier gewütet. Der Tannenbaum ist schräg und einige Boote beschädigt, herabgefallene Äste liegen herum und beschädigtes Mobiliar und Markisen.

Eigentlich hat Malinska eine schöne Promenade.

Aber mir fallen viele Abbruchhäuser am Ende der Promenade auf.

Also ich hatte schon idyllischere Spaziergänge auf meiner Reise. Ist schon interessant, daß meine Aufmerksamkeit eher auf nicht so Schönes gelenkt wird im Moment. Bzw. ich ordne das, was sich mir zeigt, eher negativ ein. Mir ist bewußt, daß meine Gedanken meine Realität erschaffen. Ich nehme das achtsam wahr.

Und auch am Sonntag in Krk ist mir die Leere nicht mehr angenehm, sondern ich empfinde sie als Ödnis.

Die vielen leerstehenden Appartmenthäuser. Was bedeutet das für eine Stadt, eine Halbzeit des Jahres in vielen Teilen unbewohnt zu sein? Ich verliere mich in dieser seltsamen Atmosphäre, von der ich mich heute umgeben fühle.

Bin ich abgestumpft von den vielen Eindrücken auf meiner monatelangen Reise? Hängt es noch mit meiner körperlichen Schwäche und Krankheit zusammen? Bin ich jetzt doch zu einsam? Ist es das Wetter? Die fehlende Sonne und Wärme? Ich schätze mal eine Mischung aus allem.

Ich spüre es ist der turning point. Ich werde mich auf die Heimreise machen.

Ich möchte Weihnachten zuhause sein. Mit meiner Mutter das Weihnachtsessen genießen. Meine Freunde umarmen. Mit ihnen gemeinsam am Weihnachtsfrühstückstisch sitzen.

Ich nehme Abschied vom Meer und vom Süden.

 

 

2 Gedanken zu „Es wird ungemütlich“

  1. Hallo Eva,
    ich hoffe Dir geht es wieder besser. Ich habe abends regelmäßig Dein Tagebuch gelesen und mich sehr über die schönen Erlebnisse und Bilder von Euch dreien gefreut.
    Ich hoffe Deine Rückreise bringt Dir noch ein paar schöne Momente und Erlebnisse.
    Liebe Grüße Bettina

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