Caldas de Monchique

Ein altes verträumtes Kurbad.

Caldas de Monchique, ein altes Kurörtchen, und Monchique, die zugehörige Provinzstadt, liegen nur ca. 30 km im Hinterland der Algarve und doch so weit weg von Strand und Massentourismus.

Der Weg dorthin durch die grünen bewaldeten Hügel ist zauberhaft.

Ich wollte nur mal eben anhalten, um in Ruhe die Landschaft zu betrachten, und schon stehen wir auf dem Parkplatz des „Parque da Mina“. Was das wohl ist?

 

Ein Park mit Tieren, alter Kupfermiene, landwirtschaftlichen Gerätschaften.

Brigitte und ich sind uns einig, spontan wird umgeplant und eine Besichtigung eingeschoben.  Wir bereuen es nicht. Der Zwischenstop lohnt sich sehr.

Eine Mischung aus Natur- und Heimatkundemuseum. Das Herzstück des Parks und besonders interessant ist das Herrenhaus.

Die Führung ist obligatorisch und im Eintrittspreis enthalten. Unsere Führerin weiß viele Geschichten zu erzählen und weist uns immer wieder auf Details hin.

Die Familie, die das Haus bewohnte, ist mit der Kupfermiene enorm reich geworden. Das zeigt sich in der Größe und Ausstattung der Räume und dem überbordenden, repräsentativen Mobiliar.

Büro des Hausherrn mit altertümlichen Druck- und Rechenmaschinen. Näh- und Bügelzimmer, in dem Bedienstete die Wäsche der Herrschaft in Ordnung hielten. Babyzimmer, wo die Amme bei den Neugeborenen schlief. Eßzimmer, Ankleideräume, Schlafgemächer, ein Badezimmer, das extra für den Durchreisebesuch des Königs mit Badewanne, Dusche und Wasserspülklosett ausgestattet worden war, und ein Musikzimmer dekoriert mit ausgestopften, wilden Tieren.  Es war die Zeit des Kolonialismus und überall findet sich dekorative afrikanische Kunst. Das gehörte sich damals für ein Herrenhaus, von wo aus weitläufig Handel mit aller Welt betrieben wurde.

Im Keller gibt es eine sehenswerte Ausstellung alter Handwerkstechniken und -utensilien. Unsere Führerin erzählt uns wie das Trinkwasser in Tonkrügen per Eselskarren in die Dörfer gebracht und die Korkeichenrinde, rechts und links am Esel befestigt, transportiert wurde.

Vom Schuhmacher und Korbflechter bis zur Schnapsbrennerei. Der Schnaps wurde u.a. aus den Früchten des Erbeerbaumes hergestellt, aus dem Carolas Mutter auf meiner ersten Reise in Vrsar in Kroatien abends im Wohnwagen Marmelade zubereitete. Wie sich der Kreis schließt.

Beim kleinen Rundgang durch den Park begegnen uns die freilaufenden Ponies. Sie sind sichtlich an Finley interessiert, aber dem sind die 2 nicht ganz geheuer.

Weiter geht’s nach Caldas de Monchique.

Die alte Bäderarchitektur erinnert noch daran, daß dies mal ein bedeutender Kurort war.

Heute ist alles ein bißchen verwildert und dadurch sehr malerisch und romantisch.

Überall im Örtchen gluckert und plätschert Wasser.

Quellen, Rinnsale, Bäche, die die Becken im Wald füllen. Es gibt übrigens auch eine Quelle der Liebenden und ein Becken das verjüngt. 😂

Das Klima ist hier in der Höhe des Heilbades feuchter und kühler als anderswo an der Algarve. Daher wachsen neben den mediterranen Pflanzen auch Platanen, Kiefern, Kastanien etc. Einige der Bäume haben beeindruckende Größe und Stammumfang.

In der Saison ist Caldas de Monchique willkommenes Ausflugsziel, um der Hitze des Sommers zu entkommen. Dann reihen sich die Reisebusse aneinander. Aber davon ist jetzt nichts zu spüren. Brigitte, Finley und ich haben den Ort quasi für uns allein.

Überall blüht weiße Calla.

Wir genießen die unglaubliche Ruhe. Die Stille des Waldes und die Wasserenergie und bleiben viel länger als erwartet.

Oberhalb des Ortes auf dem Weg nach Monchique, das noch höher liegt als Caldas, haben wir einen herrlichen Weitblick über die Hügel der Serra bis zum Meer.

Monchique ist ziemlich unspektakulär. Die Stadt ist jedoch bekannt für ihr Kunsthandwerk. Neben Azulejos, Textilien wie kunstvollen Bettüberwürfen und dickem Schafswollpullovern, gibt’s hier auch noch Tischler, die einen ganz besonderen, traditionellen zusammenklappbaren „Arme-Leute-Stuhl“ herstellen, der wenig Platz in den kleinen Behausungen wegnahm und mangels Rücklehne einfach zum Anlehnen an die Wand geschoben wurde.

Wir besuchen noch einige der Kunsthandwerkgeschäfte, aber dann meldet sich der Hunger. Das Abendessen in einem der zwei einfachen Restaurants erweist sich als hervorragend, schmackhaft, reichlich und sehr preisgünstig. Es lohnt sich immer, unter den Einwohnern rumzufragen, wo sie gerne hingehen und welches Restaurant sie empfehlen können.

Nach einem Tag fern der Küste sind wir erstaunt, wie kurz der Rückweg ist. Wir sind uns einig, es wäre schade gewesen, die Tage an der Algarve nur auf Strand und Küstenorte zu beschränken und das wunderbare Hinterland nicht zu würdigen.

 

 

 

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