Ein besonderer Ort. Kraftort. Wallfahrtsort. Heilige Quelle.
Ich liebe Banneux.
Ein Wallfahrtsort in Belgien. Eine heilige Quelle im Wald und darum verteilt, Kirchen, kleine Kapellen, Bildstöcke, Kreuzweg, Statuen, Kranken-Hospiz.
Banneux ist mit anderen mir bekannten Wallfahrtsorten von ähnlicher Kraft kaum vergleichbar. Es gibt nur 3 oder 4 Souveniergeschäfte und Restaurants vor dem eigentlichen heiligen Bereich.
Dort herrscht Stille. Bisher war ich im Sommer dort. Dann ist der Ort viel besucht. Pilger und Sonntagsausflügler. Aber jetzt im Januar bin ich ganz allein hier. So hatte ich mir meinen ersten Zwischenstop dieses zweiten Teils der Reise in den Süden erträumt. Gerade am Abend ist der Ort mystisch. Zeit zu träumen und Zeit zu spüren. Schön, hier zu übernachten.
Mir fällt die heilunggebende Haltung der Marienstatue auf. Und wie der Schatten ihrer Hände das Herz formt.
Ich liebe es, Licht für meine Lieben anzuzünden. Für die Eltern, Freunde, Kinder, Tiere, Lehrer…
Ich bitte um Schutz und Segen für unsere Reise.
Den Kreuzweg gehe ich am nächsten Morgen zum ersten Mal. Eigentlich Finley zuliebe, weil es so ein schöner Waldweg ist.
Mir fällt eine Station besonders auf: „Veronika trocknet das Antlitz Jesu“. Ich weiß, daß diese Episode in der Bibel gar nicht erwähnt wird und es unterschiedliche Meinungen gibt, ob es nur eine Legende ist und damit zusammenhängend auch die Frage der Echtheit des Schweißtuches als Reliquie. Aber das ist mir in dem Moment egal. Mich berührt, daß hier eine kleine große Geste wertgeschätzt wird. Jemandem ein Tuch reichen, damit er sich Tränen, Schweiß und Blut abwischen kann. Manchmal das einzige, was man tun kann und wie wichtig kann solch eine kleine Geste doch sein. Ich habe selbst schon erfahren, wie tröstlich es war, als jemand mir wortlos ein Taschentuch gab. Ich finde es wunderbar, daß gerade diese jedem mögliche Geste durch eine eigene Kreuzwegstation gewürdigt wird. Mich bewegt das sehr. Danke Finley, daß Du mich hierher geführt hast.
Es herrscht Sturm. Ich werde ganz schön durchgepustet.
Aber im Vergleich zu Deutschland ist es hier in Banneux nur ein Stürmchen. In Deutschland tobt „Friederike“. Ich lese im Internet von umgestürzten Bäumen, fallenden Dachziegeln, gesperrten Straßen und Parks. Besorgt frage ich Zuhause nach und bekomme nachmittags die Info, daß Wohnung und Balkon ok sind. Eine gute Homebase ist Gold wert, wenn man unterwegs ist. Ohne diese lieben Freunde ginge es gar nicht. Danke an all meine Lieben, daß Ihr mir den Rücken freihaltet und mir die Freiheit dieser Reise ermöglicht.
Der Tag endet mit einem kleinen Abendspaziergang durch das Dorf.
Vor der Weiterreise am nächten Tag fülle ich noch Flaschen mit dem Heilwasser ab. Man kann jederzeit zur Quelle und an den Hähnen Heilwasser entnehmen.
So gerüstet, kann es losgehen.