Stromproblem gelöst, Großeinkauf, Kirche von Almancil und Hafen von Fuseta.
Nach ca. einer Woche Freistehen, sind meine Akkureserven fürs Handy aufgebraucht. Balthasar hat ja eine gute Solaranlage, aber ich kann sie bisher nur für Kühlschrank, Licht etc. nutzen. Um das Handy darüber laden zu können, brauche ich einen Adapter für die 12 Volt-Normsteckdose. Meiner ist kaputt und der für den Zigarettenanzünder paßt nicht, weil zu breit für die Steckdose. Das nervt mich schon länger gewaltig. Ich mache mich auf, das Problem zu lösen.
Es muß doch irgendwo so einen Adapter zu kaufen geben. Leider überall Fehlanzeige. Keiner weiß was, keiner kennt das, weder Elektrohändler, noch Autobedarf oder Tankstelle. Camping- und Wohnmobilbedarf ist rar in Portugal. Es gibt jemanden in Armacao de Pera, aber der hat geschlossen. Nach ca. 2 Stunden Fahren und Suchen und Fragen, gibt mir in einem Laden für Campingbedarf, der allerdings nichts mit Elektronik verkauft, der Mitarbeiter den Tipp, daß es bei Almancil eine Reparaturwerkstatt gibt und dort auch Zubehör verkauft wird.
Nach einer weiteren halben Stunde Fahrtzeit stehe ich dort vor der Werkstatt. Der Mitarbeiter erkennt das Problem, hat aber auch keinen Adapter im Sortiment. Aber er hat eine andere Idee. Er baut eine Steckdose mit den Maßen des Zigarettenanzünders ein und schon paßt der Adapter, den ich zum Aufladen während der Fahrt benutze. Naja, so funktioniert es auch. Hauptsache, ich kann das Handy über die Solaranlage laden. Schnell wird Missy im hinteren Bereich des Womos sicher abgesperrt, so daß vorne gearbeitet werden kann. Die Abtrennung durch das Raumbad bewährt sich mal wieder. Klappt prima. In Nullkommanix ist die Steckdose gewechselt. Problem gelöst.
Wenn ich schon mal in Almancil bin, dann schaue ich mir auch die kleine, entzückende Kirche St. Lorenzo an. Innen komplett mit blau-weißen Azulejos ausgekleidet. Und mit einem beeindruckenden goldenen Holzaltar. Ich mag diese Kirche und ihre kühle und gleichzeitig anheimelndes Atmosphäre sehr.
Am Fuße des Hügels, auf dem das kleine Kirchlein thront, war früher ein erstklassiges, sehr engagiertes Kulturzentrum, das ein deutsches Ehepaar betrieben hat. Gute Ausstellungen, ein Garten voller Skulpturen, regelmäßige Konzerte und Theatervorstellungen. Ein kultureller Treffpunkt. Hier habe ich zum ersten Mal den „Kontrabaß“ von Süskind gesehen, den ich später selbst inszeniert habe. Voll freudiger Erwartung rüttele ich an der Tür, aber es ist alles verrammelt und etwas verwahrlost. Auf Nachfrage in der Kirche sagt man mir, daß das Zentrum bereits seit vielen Jahren geschlossen ist, die Betreiber sind zu alt bzw. verstorben und es hat sich kein Nachfolger gefunden. So schade. Wie lange ist das her, als ich mal hier war? Ohje, ohje, das sind nicht wenige Jahre, sondern Jahrzehnte. Hups. Für einen kurzen Moment wird mir mein Alter wieder sehr bewußt und die zurückliegende Lebenszeit.
Bevor ich zurück zum Freistehplatz fahre, ist noch Großeinkauf angesagt. Auch meine lieben Mitcamper haben mir ihre Listen mitgegeben. Wer an einem Supermarkt vorbeikommt, kauft für alle ein, weil es in Cacela Velha nichts gibt.
Außerdem muß Finley mal Gassi. Ich verbinde beides mit einem kurzen Abstecher nach Fuseta. Ein unscheinbarer Ort mit alten Häusern, Fischerbooten und einem großen, engen Campingplatz im Ortskern. Kein besonders hübsches Städtchen, aber ich kann sämtliche Besorgungen hier erledigen und hab noch Zeit für einen schönen Spaziergang durch die alten schnurgeraden Sträßchen mit den niedrigen Häusern.
Die kleinen Boote am Hafen sind sehr malerisch.
Ein kleiner Fluß mündet hier in die Lagune des Naturparks Ria Formosa. Dem Meer vorgelagert ist die Insel „Ilha da Armona“. Bei Ebbe kann man übers Watt hinüberwaten. Sonst bieten die Fischer kostengünstige Überfahrten mit ihren Booten an.
Finley nutzt den Spaziergang am Hafen auf seine Art.
Es ist schon dunkel, als ich wieder in Cacela Velha ankomme und die Einkäufe verteile. Ob ich bei ihnen mitessen möchte, fragen Susanne und Johann. Supi, es gibt leckere Nudeln, Pilzsoße und Salat.