Vom Ossiacher See zum Chiemsee.
Morgens im Bett das Rollo hoch und Blick auf den Ossiacher See. Wie schön. Missys Gesichtsausdruck ist im Halbdunkel schwer zu lesen. Erstaunen? Wiedererkennen? Superlautes Schnurren und sanfte Stirnanstupser. Hmmm, ich glaub sie freut sich.
Finley kann es kaum erwarten rauszukommen und die Gegendabzuschnüffeln.
Und dann wird der alte Hund für einen Moment wieder jung und übermütig und total albern. Schneeeeeee!
So eine Freude, das zu sehen. Eigentlich mag er ja Feuchtigkeit nicht. Aber beim ersten Schnee im Jahr vergißt er das immer.
Der Gassigang wird viel länger als geplant. Über 2 Stunden sind wir unterwegs.
Ich muß erst mal innerlich richtig mitkommen. Von Krk nach Ossiach das ist schon ein deutlicher Unterschied. Weg vom Meer. Vom Mediterranen. Hier ist zwar zumindest der See, aber eine ganz andere Wasserenergie. Und eben Winterlandschaft.
Ankommen in Ossiach und gleich wieder weiterfahren, das tut nicht gut. Die Heimreise ist keine Fahrt, sondern auch ein eigener Reiseabschnitt. Seele braucht Zeit. Ich spüre das. Und zum Glück habe ich ja Zeit. Gestern ging es mir schon zu schnell. Also erstmal ein Schwätzchen beim Bäcker und mit dem Gastwirt. Dann sehr gemütlich frühstücken und Missy Gelegenheit zum Herumstromern geben. Und ein zweiter langer Spaziergang.
Ossiach ist auch im Winter wunderschön.
Erst gegen 14 Uhr geht es weiter. Ich gönne mir noch ein Stündchen Landstraße, obwohl der Ossiacher See ja eigentlich strategisch günstig an der Autobahnauffahrt liegt.
Erst in Spittal an der Drau wechsel ich auf die Autobahn. Zunächst ist alles supereasy. Ich fahre freudig vor mich hin und genieße wie das Landschaftsbild immer weißer und winterlicher wird. Tja, bis ich auf der einen Seite in einen Tunnel einfahre und auf der anderen in starkem Schneetreiben wieder rauskomme. Die Fahrbahn hat einen leicht weißen Schneefilm. Ich bin ziemlich unsicher, wie Balthasar sich verhält. Er hat schneetaugliche Ganzjahresreifen. Ob das reicht? Ich fahre langsam und vorsichtig. Ich will uns drei sicher nachhause bringen. Als ich merke, es wird zu anstrengend, Schnee, Dunkelheit, die Konzentration läßt nach, halte ich nach einem Zwischenstop Ausschau. Salzburg? Viel zu groß. Dann kommt auch schon die Grenze. Tschüß Österreich.
Ausfahrt Chieming. Hmmm, Chiemsee? Fühlt sich gut an. Alles klar.
Ich finde uns einen ruhigen Stellplatz hinterm Edeka und nutze die Gelegenheit, noch schnell was Leckeres zum Abendessen zu shoppen. Wow. Wer hätte gedacht, daß ein Supermarkt so ein Heimatgefühl vermitteln kann! Seliges Lächeln. Was für ein schönes Gefühl durch die Regale zu gehen und zu wissen, was sich hinter den Verpackungen verbirgt. Keine Vermutungen anhand der Bilder anstellen zu müssen, nicht immer eine Verkäuferin suchen und fragen zu müssen. Einfach die Hand ausstrecken, zielgerichtet zugreifen und in den Korb legen. Mir wird noch mal bewußt, wie anstrengend das Leben von Zuwanderern ist.
Das wird ein Festmahl heute abend nach dem kalten Abendgassigang am Chiemsee.